ADB:Blum, Carl
Quand’schen Truppe, welche um jene Zeit die Rheingegenden bereiste, dem Theater, wandte sich sodann als Sänger nach Königsberg, woselbst er von Hiller[WS 1] eine nicht zu unterschätzende musikalische Ausbildung empfing, als deren erste Frucht seine in Berlin (1810) zum ersten Male aufgeführte Oper „Claudine von Villa Bella“ zu betrachten ist. Der glückliche Erfolg dieses Werkes in seiner Vaterstadt, die er seit 1810 von neuem zum Aufenthaltsort gewählt hatte, ermuthigte ihn, während seines späteren Aufenthaltes in Wien (1817–1820) eine neue Oper, „Das Rosenhütchen“ betitelt, auf die Bretter zu bringen. Der Erfolg der neuen übertraf den der Erstlingsarbeit um ein Bedeutendes und die Oper wurde bei stets vollen Häusern gegen 40 mal hinter einander wiederholt. Nach einer abermaligen kürzeren Anwesenheit in Berlin, während welcher er als Hofcomponist des königl. Theaters angestellt war, unternahm er größere Reisen nach Italien und Frankreich, die auf seine Productivität von günstigstem Einfluß wurden, da er Gelegenheit fand, die Theater- und Litteraturverhältnisse genannter Länder kennen zu lernen und bei seiner Rückkehr nach Berlin die so erworbenen Kenntnisse in seinen Originalarbeiten, hauptsächlich aber seinen Uebersetzungen, zu verwenden. Obgleich er in Berlin eine Zeit lang Musiklehrer der Prinzeß Wilhelm [738] von Preußen, dann Regisseur der königl. Oper, 1827 auch Nachfolger Karl von Holtei's in der technischen Direction des Königstädtischen Theaters war, fand er doch neben der gewissenhaften Erfüllung seiner Amtspflichten Zeit und Muße genug, mit einer staunenswerthen Leichtigkeit des Schaffens dem Theater eine große Anzahl erfolgreicher Stücke zu schenken. Erst 58 Jahre alt verstarb er am 2. Juli 1844 in Berlin. - B. ist kein hervorragendes Talent, aber ein Mann von vieler Bühnenkenntniß, dessen Compositionen, von einem frischen Hauch großer Natürlichkeit durchweht, im Ganzen glücklicher als seine dramatischen Erzeugnisse zu nennen sind, bei welch letzteren er, von Kotzebue’schen Principien beeinflußt, nicht die Kraft hat, sein vielseitigeres Vorbild zu erreichen. Neben Opern und Singspielen, wie „Die Nachtwandlerin“, „Die Pagen des Herzogs von Vendôme“, „Canonicus Schuster“, „Der Bär und der Bassa“ u. a., hat er auch ein Ballet „Achilles“, Lieder, Gesänge, Orchesterstücke u. dergl. componirt. Ferner hat er ins Deutsche übertragen und bearbeitet Werke von Goldoni („Locandiera“ als „Mirandolina“), Gozzi („Ich bleibe ledig“, „Die Herrin von der Else“, „Das laute Geheimniß“), Merville („Die beiden Briten“), Bayard („Der Vicomte von Létorières“) und anderen Autoren. Früher oft gegebene Originalwerke von ihm sind „Lisette“, „Schwärmerei nach der Mode“, „Friedrich August in Madrid“, „Tempora mutantur“. B. theilt mit Angely das Verdienst,dem Vaudeville auch in Deutschland Eingang verschafft zu haben und wurde hierbei durch das Anschlagen localer Töne zum eigentlichen Fortleiter der von Jul. von Voß 1818 angebahnten Bewegung, die die Berliner Localposse zum Endresultat hatte. Gesammelt sind Blum’s dramatische Werke in „Lustspiele für die deutsche Bühne“, 1824, „Vaudevilles“, 1824 f. 2 Bde., „Neue Bühnenspiele“, 1828, „Neue Theaterspiele“, 1830, und „Theater“, 1839 - 1841, 2 Bde. - Ziemlich bedeutungslos sind seine „Jucunda, dramatisches Taschenbuch für 1836“ und der „Theateralmanach für 1840“. (Die lyrischen Dichtungen „Heinrichs Dichten und Trachten“ und „Griechenlands Klagen“ sind nicht von ihm, sondern von seinem unten folgenden Namensvetter.)
Blum: Karl Ludwig B., Componist, Dichter und Bühnenkünstler, geb. 1786 zu Berlin, widmete sich 1805 bei der- A. Heinrich’s Almanach für Freunde der Schauspielkunst, 1845, S. 109.