Zum Inhalt springen

ADB:Blomberg, Barbara

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Blomberg, Barbara“ von Victor von Kraus in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 718–719, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Blomberg,_Barbara&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 08:32 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 2 (1875), S. 718–719 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Barbara Blomberg in der Wikipedia
Barbara Blomberg in Wikidata
GND-Nummer 119291231
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|2|718|719|Blomberg, Barbara|Victor von Kraus|ADB:Blomberg, Barbara}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119291231}}    

Blomberg: Barbara B., eine Regensburger Bürgerstochter, Mutter des Don Juan d’Austria, † 1598. Es ist das zweifelhafte Verdienst französíscher Geschichtschreiber, auch in Deutschland der Fabel Eingang verschafft zu haben, als sei Barbara’s Name nur vorgeschoben worden, um Don Juans wahre Herkunft von einer vornehmen Dame zu verbergen. Demnach ist die Mitheilung, daß er aus einem unerlaubten Verhältniß Karls V. mit Margarethe von Oestereich oder gar mit seiner Schwester Maria entsprossen, rundweg als Product müßiger Phantasie zu bezeichnen. Van der Hammen berichtet: Als Karl 1544 von körperlichen Gebrechen gequält, von tiefer Schwermuth befallen wurde, führte man ihm zu Regensburg ein schönes junges Mädchen zu, damit es durch die Lieblichkeit des Gesanges den Trübsinn des Herrn verscheuchte. Er machte sie zur Mutter eines Knaben, der am 24. Febr. 1545 das Licht der Welt erblickte. Es scheint nicht, daß der Eindruck, den Barbara damals auf den Kaiser gemacht, ein bleibender war. Während er dem Knaben eine wahrhaft väterliche Liebe zuwandte, sind seine Verfügungen bezüglich dessen natürlicher Mutter derartig, daß sie auf vollständige Entfremdung schließen lassen. Daß sie keine Patricierstochter war, steht fest. Ueberhaupt liebte es Karl V. in der Verfolgung seiner sinnlichen Neigungen nicht, Verhältnisse zu unterhalten, die ein größeres Maß von Galanterie erfordert hätten. Barbara durfte den Knaben nicht bei sich behalten, sondern Karl V. ließ ihn in Spanien unter treuer Obhut heranwachsen; dagegen heirathete sie, wahrscheinlich 1551, einen gewissen Hieronymus Pyramis Kegel, einen Deutschen, der aus dem bestandenen Verhältniß für sich zu gewinnen hoffte. Er wurde in der That in kaiserliche Dienste aufgenommen, kam in die Niederlande und versah schließlich das Amt eines Musterungscommissärs. Kurz vor seinem Tode ließ Karl V. für Barbara eine Lebensrente von 200 Gulden kaufen, so daß die Einkünfte des Ehepaares Kegel sich im Ganzen auf 1400 Gulden beliefen. Wir entnehmen daraus, daß der Kaiser, ganz abgesehen von seiner bekannten Sparsamkeit, diesem Weibe keine auffällige Sympathie entgegenbrachte. 21. Juni 1569 starb Kegel. Er hinterließ aus seiner Ehe mit Barbara zwei Söhne, von denen der jüngere dem Vater acht Tage darauf in den Tod folgte. Alba als Statthalter der Niederlande scheint einen schweren Stand gehabt zu haben den Aufträgen seines Herrn, Philipps II., bezüglich der weiteren Lebensstellung Barbara’s gerecht zu werden. Er berichtet dem König, wie verschuldet sie sei, welch harten eigenwilligen Kopf sie hätte, wie jede Gabe alsogleich von ihr leichtsinnig verschwendet werde. Er fürchtet, daß sie es nicht verschmähen würde, aus ihrer einstigen Stellung zu Karl V. Capital zu schlagen und sich abermals zu verehelichen. Es ist festgestellt, daß sie mit einem Engländer ein außereheliches Verhältniß unterhielt. Die amtlich trockenen, aber durchaus objectiven Berichte Alba’s an Philipp zeigen uns leider Barbara’s Charakter jener echten Weiblichkeit baar, die man bei der Mutter des kühn aufstrebenden Don Juan d’Austria vermuthen sollte. Philipp wollte sie am liebsten in ein Kloster verweisen. Darauf ging sie nicht ein. Sie ließ sich zu Gent nieder und setzte den Versuchen, sie zur Uebersiedlung nach Spanien zu bewegen, hartnäckigen Widerstand entgegen. Hier in Gent führte sie einen fast fürstlichen Hausstand, zu dessen Bestreitung ihr Philipp reichlich die Mittel bot. Es ist auffallend, daß auch in diesem Punkte das oft Widersprechende in Philipps Charakter zur vollen Geltung kam. Als Don Juan Statthalter der Niederlande geworden, hatte er in Luxemburg mit seiner Mutter die erste und letzte Unterredung. Ob es dem Sohne durch List gelang, sie zum Verlassen der Niederlande, wo sie der amtlichen Stellung des Sohnes beschwerlich fiel, zu bewegen, oder ob die Mutter den Bitten des Sohnes nachgab und sich zur Uebersiedlung nach Spanien freiwillig verstand, bleibt dahin gestellt. Wir treffen [719] sie in dem Kloster zu S. Cebrian de Maçote, sieben Meilen von Valladolid, wo sie aber durchaus kein klösterliches Leben führte. Auf dem Todtenbette empfahl Don Juan durch seinen Beichtvater Dorante seine Mutter dem Könige von Spanien, der ihr durch Erlaß vom 9. Aug. 1579 eine Rente von 3000 Ducaten zusicherte. Später ward ihr die Einsamkeit zu S. Cebrian zu langweilig und Philipp kam ihrem Wunsche entgegen, indem er ihr das Haus des Secretärs Escobedo in Colindres, einer kleinen Stadt im Gerichtsbezirke Laredo, zur Verfügung stellte, wo sie bis zu ihrem 1598 erfolgten Tode weilte. Pyramis, der Halbbruder Don Juans, ward von diesem zum geistlichen Stand bestimmt und auf die Hochschule geschickt. Aber seinem abenteuerlichen Hange sagte das Kriegshandwerk mehr zu, das er, wie aus einem Briefe Farnese’s vom 26. Sept. 1591 erhellt, nicht gerade mit rühmlichem Erfolge nach Don Juans Tode betrieb.

W. Havemann, Das Leben des Don Juan d’Austria. Gotha 1863, S. 2 ff. S. 206. – M. Gachard, Don Juan d’Autriche, études histor. I. étude: La mère de Don Juan. Bruxelles 1863 (Extr. des bullet. de l’Acad. Belg. II. série tome XXVI nr. 9 et 10). – D. M. Lafuente in La revista española de ambos mundos 1854.