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ADB:Bethmann, Ludwig Konrad

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Artikel „Bethmann, Ludwig Konrad“ von Otto von Heinemann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 573–574, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bethmann,_Ludwig_Konrad&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 09:19 Uhr UTC)
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Bethmann: Ludwig Konrad B., geb. zu Helmstedt 23. Juni 1812, † 1867, erhielt seine Schulbildung auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt, welches [574] er Ostern 1830 mit dem Zeugnisse ersten Grades verließ, um in dem damals auf dem Gipfel seines Ruhmes stehenden Göttingen Philologie und Geschichte zu studiren. Unter den dortigen hervorragenden Vertretern dieser Disciplinen waren es neben K. O. Müller vorzugsweise Jakob Grimm und Dahlmann, welche einen bleibenden Einfluß auf seine Studien und die Richtung seines Geistes ausgeübt haben. Dahlmann trat er in Folge des Unterrichtes, den er während seiner letzten Universitätsjahre dessen Kindern ertheilte, auch persönlich näher, und ein nicht minder freundliches Verhältniß gestaltete sich zwischen ihm und Grimm, sowie dessen Bruder Wilhelm. Nachdem er im December 1833 vor der Prüfungscommission für die Candidaten des höheren Schulamtes ein glänzendes Examen bestanden hatte, übernahm er, obschon ihm bereits damals von Pertz verlockende Anträge für die Mitarbeiterschaft an den „Monumentis Germaniae Historicis“ gemacht wurden, doch, dem dankbaren Zuge seines Herzens folgend, zunächst eine Erzieherstelle auf dem Lande in der Nähe von Helmstedt und trat erst nach zwei Jahren, von Dahlmann und Grimm auf das wärmste empfohlen, bei den Monumenten als Mitarbeiter in Hannover ein. Als solcher hat er sich um die Herstellung dieses Nationalwerkes, für welches von jüngeren Kräften außer ihm damals nur Waitz thätig war, bleibende Verdienste erworben, theils durch Aufsuchung und Erforschung handschriftlichen Materials, theils durch musterhaft durchgeführte Editionen, namentlich des Siegbert von Gembloux, den er zuerst nach der von ihm entdeckten Originalhandschrift in einem unverfälschten Texte herausgab und auf seinen wirklichen Werth als Geschichtsschreiber zurückführte. Seine zu jenem Zwecke unternommenen wissenschaftlichen Reisen führten ihn zunächst nach Holland, Belgien und Frankreich, dann ging er 1844 zum ersten Male nach Italien, besuchte von da aus Griechenland und Aegypten, wo er mit Lepsius zusammentraf, mit dem ihn auch noch später bis an seinen Tod ein enges Freundschaftsband verknüpfte, und kehrte 1846 nach Deutschland zurück. Nachdem er vier Jahre lang in Berlin, wohin inzwischen Pertz übergesiedelt war, die Ergebnisse dieser Reisen für die „Monumenta“ verwerthet hatte, ging er im November 1850 zum zweiten Male nach Italien, arbeitete dort drei Jahre mit wahrhaft eisernem und aufopferndem Fleiße im Vatican und kehrte nach Durchforschung eines großen Theiles auch der übrigen Archive und Bibliotheken der Halbinsel in Folge eines Antrages der herzogl. braunschweigischen Regierung, die Verwaltung der Bibliothek zu Wolfenbüttel zu übernehmen, in die Heimath zurück. Im October 1854 trat er diese Stelle an, in welcher er bis zu seinem am 5. Dec. 1867 erfolgten Tode verblieben ist. Wie er während dieser Zeit, wenn auch nur durch weniger umfangreiche Arbeiten fortfuhr, sich an der Herausgabe der „Monumenta“ zu betheiligen, so hat er sich auch durch eine musterhafte Verwaltung und theilweise Neuordnung der ihm anvertrauten wissenschaftlichen Anstalt um diese nicht unerhebliche Verdienste erworben. Die Vorlesungen über Geschichte der Baukunst, die er in den letzten Jahren seines Lebens theils am Collegium Carolinum zu Braunschweig, theils vor einem größeren Kreise von Gebildeten in Wolfenbüttel selbst hielt, sind gewiß für seine Zuhörer von segensreicher und bedeutender Wirkung gewesen, sie haben ihn aber wol vorzugsweise verhindert, die für den Tomus Prodromus der „Monumenta“ übernommenen Arbeiten, namentlich die Herausgabe des Paulus Diaconus, für welche er die umfassendsten Sammlungen gemacht und zu welcher er in dem X. Bande des Archivs für ältere deutsche Geschichte zwei schöne Vorarbeiten geliefert hatte, zum Abschluß zu bringen.