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ADB:Berthold, Leonhard

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Artikel „Bertholdt, Leonhard“ von David Erdmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 512–513, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Berthold,_Leonhard&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 07:11 Uhr UTC)
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Bertholdt: Bernhard[1] B., ein der altrationalistischen Richtung angehöriger Theologe, geb. zu Emskirchen im Fürstenthum Baireuth 8. Mai 1774, wo sein Vater Bürgermeister war, nach Absolvirung seines Schulcursus zu Neustadt a. d. Aisch von 1792–96 auf der Universität zu Erlangen, wo er unter der Leitung des Orientalisten A. Fr. Pfeiffer orientalischen, historischen und theologisch-philosophischen Studien obliegt, 1802 Adjunct, 1805 außerordentlicher Professor an der philosophischen Facultät, 1808 ordentlicher Professor und 1809 Doctor der Theologie. Zu letzterem Zweck verfaßte er 1809 die Habilitationsschrift: „Christologia Judaeorum Jesu apostolorumque aetate in compendium redacta observationisbusque illustrata“, Erlangen 1811. Neben dem wissenschaftlichen Beruf widmete er sich als Universitätsprediger auch der praktisch-kirchlichen Thätigkeit; auch hatte er die Leitung des homiletischen Seminars und das Amt eines Kreisconsistorialraths. Er starb 31. März 1822. Seine erste bedeutendere Schrift ist eine Bearbeitung des Propheten Daniel, aus dem Hebräisch-Aramäischen neu übersetzt und erklärt, mit einer vollständigen Einleitung und einigen historischen und exegetischen Excursen“, Erlangen 1806–8, 2 Bände. [513] Im Widerspruch mit dem einheitlichen Charakter des Buches faßt er dasselbe als eine Composition aus einer Anzahl von Fragmenten auf, die er auf neun verschiedene Schriftsteller aus verschiedenen Zeiten zurückführt, indem er nicht blos den ersten, geschichtlichen Theil, wie schon Eichhorn that, sondern auch den zweiten, prophetischen, der Zeit des Exils absprach und in die Zeit der Religionsverfolgung unter Antiochus Epiphanes versetzte. Die Gründe, mit denen er den Ursprung des Buches von verschiedenen Verfassern nachzuweisen suchte, sind allgemein als unhaltbar erkannt. (Vgl. Blaas[2], Einleit. in d. Alte Test. unter „Daniel“.) Seine historisch-kritische Einleitung in die sämmtlichen canonischen und apokryphischen Schriften des Alten und Neuen Testaments, 6 Thle. (Thl. 5 in 2 Abtheil.) Erlang. 1812–19, leidet an ermüdender Breite und Weitschweifigkeit in der Darstellung und an einer höchst unangemessenen und unbequemen, die geschichtlichen Entwicklungsstufen völlig verkennenden Anordnung des Stoffs, indem im ersten und zweiten Theile die allgemeine Einleitung in das A. und N. T., in den folgenden aber die specielle Einleitung so dargestellt wird, daß die alt- und neutestamentlichen Schriften nach bestimmten Classen geordnet durcheinander behandelt werden (im dritten Theil die historischen Bücher beider Testamente, im vierten und fünften die poetischen, darunter auch die Propheten des A. T. und die Apokalypse). Anerkennenswerth und immer noch brauchbar ist in diesem Werke die reichhaltige Zusammenstellung vielerlei verschiedener Ansichten und Hypothesen anderer Schriftsteller, die ihre Beurtheilung finden, wenn auch das Material hie und da unvollständig und ungleichmäßig verarbeitet ist. Aber bei aller Klarheit in der Darstellung und allem Scharfsinn im Urtheil fehlt es durchweg an tiefgehender Forschung und exacter wissenschaftlicher Methode, und der plattrationalistische Standpunkt des Verfassers verhindert die rechte Würdigung des Inhalts der biblischen Schriften. – In Verbindung mit Ammon war B. der Herausgeber des „Kritischen Journals der neuesten theologischen Litteratur“, bis er vom fünften Bande an die Redaction desselben im J. 1814 allein übernahm; der 14. Band, der letzte seiner Arbeit, enthält einen von ihm veranlaßten werthvollen Abriß der syrischen Litteraturgeschichte von Hoffmann in Jena, der unvollendet geblieben ist. Seine „Theologische Wissenschaftskunde“ oder Einleitung in die theologischen Wissenschaften, Erlang. 1821–22, zwei Bände, entbehrt wegen des vulgär-rationalistischen Standpunktes, von dem die Darstellung beherrscht wird, gleichfalls des tieferen Eindringens in das wahre Wesen der theologischen Wissenschaft und der klaren Einsicht in den Organismus der einzelnen theologischen Disciplinen. – Sein „Handbuch der Dogmengeschichte“, Erlang. 1822. 23, zwei Theile, ist für diese Wissenschaft von keiner Bedeutung. – Eine „Sammlung von Casualreden“, Erlangen 1811, läßt bei aller Glätte und Gewandheit der Rede religiöse Wärme und Innigkeit und Tiefe der Gedanken vermissen. Seine „Opuscula academica“ sind von G. B. Winer, Leipzig 1824, herausgegeben.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 512. Z. 16 v. u. l.: Leonhard st. Bernhard. [Bd. 3, S. 793]
  2. S. 513. Z. 8 v. o. l.: Bleek st. Blaas. [Bd. 3, S. 793]