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ADB:Bernhard (Bischof von Meißen)

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Artikel „Bernhard v. Kamenz, Bischof von Meißen“ von Hermann Knothe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 426–427, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bernhard_(Bischof_von_Mei%C3%9Fen)&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 08:34 Uhr UTC)
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Bernhard v. Kamenz, Bischof von Meißen (1293–1296). – Die große Herrschaft Kamenz in der Oberlausitz war nach dem Tode Bernhards II. aus dem alten osterländisch-meißnischen Geschlecht v. Vesta, der sich nach dem neuen Besitzthum „v. Kamenz“ nannte, an seine drei Söhne Witego, Bernhard und Bernhard gefallen, welche 1248 gemeinschaftlich mit ihrer Mutter Mabilia das Cistercienserinnen-Kloster Marienstern gründeten und dasselbe mit reichem Grundbesitz ausstatteten. Von diesen Brüdern hatte der ältere Bernhard diese Klosterstiftung ganz besonders betrieben, „all sein ererbtes Gut, bewegliches und unbewegliches“, dem Kloster überwiesen und blieb bis zu seinem Tode dessen umsichtiger Berather und Schützer, so daß er schon wenige Jahre nach der Gründung mit Recht als der eigentliche Stifter von Marienstern bezeichnet werden konnte. Später trat er selbst in den geistlichen Stand, studirte in Italien, wurde 1268 Dekan und 1276 Propst des Domstifts Meißen. Indessen hielt er sich nur selten in Meißen auf, sondern lebte mindestens seit 1279 als Kanzler am Hofe Herzog Heinrichs IV. von Breslau, der ihm die Pfarrei zu Brieg, als Pfründe, und eine Menge Dörfer, als persönliches Besitzthum, verliehen hatte. Treulich stand er in den langjährigen Kämpfen dieses Herzogs mit Bischof Thomas II. von Breslau zu seinem Herrn und zog sich dadurch ebenfalls den Bann nicht nur des Bischofs, [427] sondern der Curie selbst zu. Wesentlich der diplomatischen Gewandtheit des Propstes B. von Meißen hatte es später Herzog Heinrich IV. zu verdanken, daß er sich 1289 in den Besitz des herrenlos gewordenen Herzogthums Krakau zu setzen vermochte. Nach des Herzogs Tode (1290) wendete sich Propst B. an den Hof des jungen König Wenzel II. von Böhmen, der jetzt auch Ansprüche auf Krakau erhob und in der That 1292 siegreich in die alte Piastenstadt einzog. Ohne ein bestimmtes Hofamt zu bekleiden, genoß Propst B. so sehr das Vertrauen des Königs, daß er von diesem 1292 nach dem Tode König Rudolfs von Habsburg „mit unglaublichem Pomp“ zur Königswahl nach Frankfurt gesendet wurde, um daselbst die Wahlstimme des Königreichs Böhmen abzugeben. Seiner diplomatischen Kunst gelang es, die allgemein erwartete Wahl Herzog Albrechts von Oesterreich, wie es König Wenzel gewünscht hatte, zu hintertreiben, und die Adolfs von Nassau zu bewirken. Hatte er hier, zusammensitzend mit den Kurfürsten des Reichs, ein Ereigniß von weltgeschichtlicher Bedeutung herbeiführen helfen, so wurde er 1293 selbst unter die Fürsten der Kirche erhoben durch seine Wahl zum Bischof von Meißen. Es war keine leichte Aufgabe, die seiner harrte, die unter seinem streitsüchtigen Vorgänger fast gänzlich zu Grunde gerichteten Finanzen des Bisthums wieder zu heben und in dem bald darauf zwischen König Adolph von Nassau und Markgraf Friedrich von Meißen ausbrechenden Kriege (1294) die Interessen des Bisthums zu wahren. B. starb am 12. Oct. 1296. In dem Kloster Marienstern, das er gegründet und fast ein halbes Jahrhundert hindurch mit aufopfernder Liebe und mächtigem Einfluß gehütet hatte, wurde er seinem Wunsche nach begraben, und noch jetzt wird sein Todestag daselbst alljährlich in feierlichster Weise begangen.

Vgl. v. Weber, Archiv für sächs. Gesch. IV. 82. ff.