ADB:Baxmann, Ernst Valentin Rudolf
[184] B. in das Prediger-Seminar zu Wittenberg aufgenommen und hier im J. 1857 als Geistlicher angestellt, welches Amt er fünf Jahre lang verwaltete, fortwährend mit wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt und in nahem Verkehre mit dem damals zu Wittenberg privatisirenden Kirchenhistoriker Niedner. Gegen Ende 1861 als Stellvertreter des preußischen Gesandtschaftspredigers nach Lissabon berufen, siedelte B. im Oct. 1862 nach Bonn über, wo er bis zu seinem Tode als Privatdocent der Theologie, Inspector des evangelischen Stifts und Religionslehrer am Gymnasium aufopfernd und segensreich gewirkt hat, ohne durch seine von mehreren theologischen Facultäten ehrenvoll anerkannten Leistungen auch nur eine außerordentliche Professur erlangen zu können. B. gab fünf selbständig erschienene Schriften heraus: „Phil. Melanthonis epistulae tres.“ Viteb. 1860, ein Programm zum Jubiläum von C. J. Nitzsch. „Schleiermacher’s Anfänge im Schriftstellern. Eine historische Skizze“, Bonn 1864, seinem väterlichen Freunde Schmieder gewidmet. „Ueber die Grenzen protestantischer Lehrfreiheit auf Kanzel und Katheder“, Bonn 1865. „F. Schleiermacher. Sein Leben und Wirken“, Elberfeld 1868, welche für das deutsche Volk bestimmte Schrift mehrere Auflagen erlebte. „Die Politik der Päpste von Gregor I. bis Gregor VII.“. 2 Bde. Elberfeld 1868–69. (über dies gelehrte Hauptwerk Baxmann’s vgl. die Anzeige von Herm. Reuter in den Theol. Studien und Kritiken 1871, S. 184 ff.). Zahlreiche Beweise von Baxmann’s reicher Begabung und ausgebreiteter Gelehrsamkeit bieten ferner seine Arbeiten in Zeitschriften: 1. Niedner, Zeitschrift für historische Theologie 1860, S. 218 ff. („Die Philosophumena und die Peraten“); 1861, 4. Heft („30 Briefe aus der Reformationszeit“). 2. Sybel’s Historische Zeitschrift 1863. IX. S. 105 ff. („Ueber den gegenwärtigen Stand der Geschichtschreibung in Portugal“). 3. Jahrbücher für Deutsche Theologie 1859, S. 768 ff. und 1860, S. 352 ff. („Ueber das Wesen des Christenthums und die Theologie als Wissenschaft, nach Dr. Niedner“); 1863, S. 733 ff. („Baur’s speculative Geschichtsconstruction und der Wunderanfang des Christenthums“); 1867, S. 287 ff. („Lied auf Gregor V. vom J. 998, wiederhergestellt und erläutert“). 4. Deutsche Zeitschrift für christliche Wissenschaft und christliches Leben, 1856. No. 23–26 „Schleiermacher’s Stellung zu Union und Kirchenregiment“); 1858, No. 30, 1859, No. 34–36 („Zwingli und Dr. Stahl“); 1860 No. 15 („A. von Humboldt“); 1861 Jan. („Luther und die Revolution“); 1861 Juni („Die häretische Gnosis“). 5. Theologische Studien und Kritiken 1863, 3. Heft („Ueber das Buch Daniel“); 1867, S. 380 ff. („Keim’s historischer Christus“). 6. Theologisches Litt.-Blatt. Darmst. 1860 No. 15 („Baur’s Kirchengeschichte“). 7. Gelzer, Protest. Monatsblatt 1860, Sept. („Vertreibung der evangelischen Salzburger“). 8. Vorträge für das gebildete Publicum. 3. Sammlung. Elberfeld 1865, S. 67 ff. („Luther’s Romfahrt“). 9. Der Beweis des Glaubens. Gütersloh 1867, S. 193 ff., 253 ff. („Erzbischof Gerbert und die Synode von Rheims im J. 991“); 1867, S. 274 ff. – Dazu kommen Baxmann’s Arbeiten auf dem Gebiete der praktischen Theologie (vgl. E. Zimmermann, „Die Sonntagsfeier“ 1860, und Ohly, „Mancherlei Gaben und Ein Geist“ 1861) und seine zahlreichen Recensionen der verschiedensten theologischen Bücher in der Neuen Evangelischen Kirchenzeitung und in W. Hauck’s Theologischem Jahresbericht. Aus Baxmann’s Feder ist auch der Artikel „Jesus Christus“ im Theolog. Universal-Lexikon (Elberfeld 1869) geflossen. In gedrückter äußerer Lage und unter den mehrjährigen Leiden einer unheilbaren Nierenkrankheit hat B. sich treu und tapfer in seinem wissenschaftlichen Berufe bewährt.
Baxmann: Ernst Valentin Rudolf B., evangelischer Theologe, geb. 22. Febr. 1832, zu Stendal, † 2. Juli 1869 zu Bonn. Fast 18jährig vom Gymnasium zu Stendal entlassen, studirte B. drei Jahre lang in Berlin Theologie und Philosophie, wobei er sich viel mit den Werken von Schleiermacher und Hegel, sowie mit den kritischen Arbeiten von Strauß und Baur beschäftigte und die Versöhnung der christlichen Frömmigkeit mit der wahren Wissenschaft immer bewußter erstrebte. Nach zweijährigem Hauslehrerleben in Thüringen ward