ADB:Bagge, Oskar
David Strauß“, 1865; „Fermenta theologica. Zur freien Theologie“, 1866; „Die Lehre vom Reiche Gottes“, 1869) eine Verständigung der theologischen Parteien auf Grund des Evangeliums vom Reiche Gottes anzubahnen. — Wichtiger und erfolgreicher war indessen Bagge’s Thätigkeit als Volksschriftsteller, der er denn auch in der Folge treu blieb. Unter dem Namen Josias Nordheim ließ er zunächst seine „Volksbücher“ (II, 1862 ff.) ausgehen, denen dann bald seine Volkserzählungen „Fallen und Auferstehen“ (1865), „Knechtsgeschichten, sammt einer Knechtepredigt“ (1866), „Stadt- und Dorfgeschichten“ (1867), „Glück auf Umwegen“ (1870), „Alte Liebe rostet nicht“ (1871), „Die zwölf Beichtkameraden“ (1872) folgten. Durch alle diese Schriften bekundet er sein Bestreben, „durch religiös gesunde Nahrung die zur Domäne des Pietismus und Methodismus gediehenen Traktate verdrängen zu helfen, mittels launiger Darstellung ernsten [187] Gedanken im Volke Raum zu schaffen, von phantastischen Gebilden abzulenken und in die Poesie des Alltagslebens einzuführen“. — Aus dem äußeren Leben Bagge’s ist noch zu erwähnen, daß er 1860 als Pfarrer nach Watzendorf und 1869 nach Weißenbrunn bei Schalkau versetzt wurde. Hier verlebte er seine glücklichsten Jahre; der drückenden Sorgen überhoben, fand er in der Gemeinde den fruchtbaren Boden, der seine Amtsthätigkeit zu einer reich gesegneten machte, fand er auch in seinem Dorfcantor und nachmaligen Schwiegersohn Heinrich Schaumberger (s. A. D. B. XXX, 641) einen Dorfpoeten, dessen Genius er die wirksamste Hülfe und Unterstützung zur Entfaltung der Flügel zu Theil werden ließ. Noch im kräftigsten Alter stehend, traf ihn, als er im Kreise der Seinen das Tischgebet sprach, am 31. März 1873 ein tödlicher Gehirnschlag. Nach seinem Tode erschienen noch seine Volkserzählungen „Die Revolution in Filzheim“ (1874) und „Drei Ehestandsgeschichten“ (1874), während seine letzte Erzählung „Der Teufel im Tann“ im Spinnstuben-Kalender für 1874 zum Abdruck gelangte.
Bagge: Oskar B., bekannter Volksschriftsteller, wurde am 4. Februar 1814 in Coburg geboren, wo sein Vater, Ehregott Johann Elieser B., von schwedischer Abkunft, Rector der lateinischen Rathsschule war. Der letztere starb bereits 1828, und die Jünglingsjahre des Sohnes würden wol trübe und freudlos gewesen sein, wenn er vom Vater nicht belehrt worden wäre, den Spuren der Natur nachzugehen, ihre Schönheiten zu erkennen und sich daran zu erfreuen. Künstlerisch reich veranlagt, entwickelte sich in dem Jünglinge nach und nach ein hervorstechendes Talent für Musik und Malerei, und er würde wahrscheinlich in den Dienst der letzteren getreten sein, wenn er in den entscheidenden Jahren geeignete Lehrer gefunden hätte. So entschloß er sich denn zum Studium der Theologie, und zwar aus voller Ueberzeugung; doch schmückte auch die Kunst sein ganzes, in bescheidenen Grenzen verlaufendes Leben stets in reichem Maße aus. In Jena machte er 1833-36 seine Studien, war darauf fünf Jahre als Privatlehrer thätig und erhielt dann die Stelle eines Quartus an der Rathsschule seiner Vaterstadt, die es ihm ermöglichte, sich 1843 einen eigenen Hausstand zu gründen. Sein erstes Pfarramt trat er 1846 in Altershausen bei Königsberg in Franken an, das er trotz seiner geringen Dotation doch erst verließ, nachdem er der armen Gemeinde an Stelle der alten, baufälligen Kirche ein neues, freundliches Gotteshaus aus milden Gaben der Opferwilligkeit erbaut hatte. In Nassach, wohin er 1851 versetzt wurde, begann er seine schriftstellerische Thätigkeit. Dieselbe war zuerst polemischer Art und durch das Auftreten des freisinnigen Oberhofpredigers Schwarz in Gotha veranlaßt worden, gegen den er zum Schutze des kirchlichen Dogmas in mehreren Schriften („Ein Wort der Verständigung in den kirchlichen Wirren der Gegenwart“, 1857; „Hie Schwert des Herrn und Gideon“, II, 1860; „Die spekulative Weltanschauung auf dem Thüringer Kirchentage“, 1864) vorging. Aber, wie es zuweilen wol zu geschehen pflegt, sah sich auch B. in diesem Kampfe bald innerlich genöthigt, sich mit den Principien einer freieren Theologie selbst zu befreunden, und so suchten denn auch seine folgenden Schriften („Das Prinzip des Mythus im Dienst der kirchlichen Position; ein Versuch für und wider- Nach Mittheilungen aus der Familie.