Zum Inhalt springen

ADB:Böttger, Adolf

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Böttger, Adolf“ von Johann Friedrich Ludwig Theodor Merzdorf in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 201–202, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:B%C3%B6ttger,_Adolf&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 17:37 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 3 (1876), S. 201–202 (Quelle).
Adolf Böttger bei Wikisource
Adolf Böttger in der Wikipedia
Adolf Böttger in Wikidata
GND-Nummer 11622620X
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|3|201|202|Böttger, Adolf|Johann Friedrich Ludwig Theodor Merzdorf|ADB:Böttger, Adolf}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=11622620X}}    

Böttger: Adolf B., geb. 21. Mai 1816 zu Leipzig, † 16. Nov. 1870. Sein Vater, als englischer Lexikograph nicht unbekannt, war Steuereinnehmer. Er erhielt seine Bildung auf der Thomasschule seiner Vaterstadt, deren Universität er auch besuchte, ohne sich gerade einer bestimmten Disciplin zu widmen. Die neuern Sprachen und unter ihnen namentlich die englische zogen ihn vor allen an und machten ihn zu dem gefeierten Uebersetzer, ohne ihm selbst seine schöpferische Kraft zu nehmen. B. hat seine Vaterstadt fast nie verlassen, wie überhaupt sein Leben ohne besonders merkwürdige äußere Schicksale, aber auch ohne jede glänzende Anerkennung in immer mehr sich verengernden Kreisen verlief. Fast vereinsamt und in Trübsal versunken verschied er zu Gohlis bei Leipzig, wohin er sich im letzten Jahre zurückgezogen hatte. Seine Uebersetzung Byron’s, welche zuerst 1840 erschien, dann aber mehrfach aufgelegt wurde, hat dem deutschen Volke zuerst die Tiefe dieses großen Dichters erschlossen und war bis auf Gildemeister mustergültig. Ebenso sind Uebersetzungen Pope’s (1842), Goldsmith’s (1843), Milton’s (1846), Ossian’s (1847), Longfellow’s „Hiawatha“ (1856), sowie einzelne Dramen Shakespeare’s in ihrer fließenden, feingebildeten Form Zeugnisse dafür, daß der Uebersetzer zugleich Dichter war. Aus dem Französischen übersetzte er nur 1853 Racine’s „Phädra“ und Ponsard’s „Odysseus“. Als selbständiger Dichter trat B. zuerst 1846 in den „Gedichten“ auf, deren melodische Form – bei freilich manchmal verfehltem Inhalt – anziehend wirkt. [202] Für eine Gattung der Lyrik, von Gottschall als Blumenlyrik bezeichnet, gab B. durch die beiden größeren Dichtungen „Hyacinth und Lilialide“ (1849) und „Die Pilgerfahrt der Blumengeister“ (1851) den ersten Anstoß. Was bei ihm aber tief empfunden und lebendig geschildert war, wurde durch seine Nachtreter verflacht. Mit besonderer Vorliebe wendete sich B. der poetischen Erzählung zu, in den episch-lyrischen Dichtungen „Pausanias“ (1852), „Habana“ (1853), „Der Fall von Babylon“ (1855) und „Die Tochter des Kain“ (1865). Abweichend davon ist die Idylle „Goethe’s Jugendliebe“ (1861), deren Stil vortrefflich, deren Bilder sauber ausgeführt sind. Zu erwähnen dürften noch sein das unvollendete satirsche Epos: „Till Eulenspiegel“ (1850), sowie sein Schwanenlied „Das Galgenmännchen“ (1870). Diesen seinen vorzüglichen Dichtungen mag man noch das Drama „Agnes Bernauer“ (1850) anreihen. Seine „Gesammelten Werke“ gab er (Leipzig 1864–1866) heraus, auch dies ohne den davon verhofften Gewinn.

Gottschall in Unsere Zeit, 1871, Bd. 1. S. 118 ff.