ADB:Aportanus, Georg
Edzard von Ost-Friesland die Erziehung seiner Kinder auf. Sein humanistisches Streben neigte sich damals schon der Reformation zu. Bald zog er das geistliche Kleid an, um das Evangelium öffentlich predigen zu können. Graf Edzard, der selbst die Angriffe Luther’s wider den Ablaß gebilligt hatte und insgeheim den reformatorischen Bestrebungen günstig war, schickte ihn nach Emden. Kaum aber fing er zu predigen an, als der römische Clerus ihm die Kanzel verbot, weshalb er in der Nähe Emdens seine Predigten auf freiem Felde fortsetzte, dabei von Graf Edzard beschützt. Der Zulauf war groß. Das Volk, dessen Liebe er bald gewann, führte ihn nach kurzer Zeit nach der Hauptkirche zurück und von nun an war er Emdens hochgeehrter Hauptprediger. Mit großer Klugheit bekämpfte er das opus operatum, bemühte sich das Abendmahl in seiner ursprünglichen Gestalt herzustellen und verdrängte ohne Gewaltthätigkeiten die Katholiken, welche an dem alten Glauben festhielten. Seit 1524 konnte er, unterstützt von dem ihm beigegebenen Collegen Hermann Henrici, seinem Werke ungestört obliegen. Als aber der Dominicanerprior Laurentius aus Gröningen nach Ost-Friesland kam, um durch öffentliche Predigt die weitere Ausbreitung der Reformation zu hindern, trat D. ihm in einer Disputation zu Oldersum 1526 siegreich entgegen. Auch an dem Religionsgespräche zu Norden 1527, das mit des Dominicaners Heinrich van Res Austritt aus der katholischen Kirche endete, nahm er Theil. Kräftig stellte er sich ebenso dem Melchior Hofmann und seinen Wiedertäufern entgegen, als ihr Auftreten zu Emden 1528 die Reformationssache ernsthaft bedrohte, und als D. im Herbste 1530 starb, war die evangelische Lehre für immer in Ost-Friesland begründet. – Seine theologische Auffassung war unbedingt dem Zwingli zugeneigt, was aus dem von ihm verfaßten Glaubensbekenntnisse für Ost-Friesland vom Jahre 1528 deutlich erhellt, wie auch aus seiner Zustimmung zu den Marburger Artikeln, besonders aber in der Bittschrift hervortrat, welche er und seine Collegen im Januar 1530 dem Grafen Enno überreichten, als sie von den strengeren Lutherischen in Betreff der Abendmahlslehre der Heterodoxie verdächtigt wurden. Auch sein Testament, das ein kurzes Glaubensbekenntniß enthält, wie auch das schon 1526 entworfene „Sommier seiner Lehre in 48 Artikeln“ (abgedruckt bei Meiners, Oost-Vriesl. Kerkel. gesch. I. p. 114 ss.) läßt keinen Zweifel über seinen theologischen Standpunkt. Ein Buch vom Abendmahl, 1528 zu Emden von ihm herausgegeben, scheint nicht mehr vorhanden zu sein. Ebenso fehlen weitere Nachrichten über seine Heirath. Er hinterließ einen Sohn Johann, der Prediger zu Kanum war und 1584 starb.
Dare: Jurien van der D. (Deure), bekannter bei seinem latinisirten Namen Georgius Aportanus, † 1530. Vielleicht zu Zwolle geboren, erhielt er dort bei den Brüdern des gemeinen Lebens seine Erziehung. Nachdem er sich den Magistertitel erworben und eine Zeitlang als Conrector der lateinischen Schule zu Zwolle fungirt, trug ihm 1518 Graf- Van der Aa, Biogr. Woordb.; J. G. de Hoop Scheffer, Studien en Bydr. voor kerkhist. Theol. I. p. 30, 426.