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ADB:Angilbert

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Artikel „Angilbert“ von Wilhelm Wattenbach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 459–460, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Angilbert&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:38 Uhr UTC)
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Angilbert, Zeitgenosse und Freund Karls des Großen, † 18. Febr. 814. Am Hofe von Kindheit auf erzogen, scheint A. frühzeitig für den geistlichen Stand bestimmt gewesen zu sein, und die niederen Weihen empfangen zu haben. Im J. 782 begleitet er den noch als Kind zum König von Italien gekrönten Pippin als primicerius palatii, und hatte an der Regierung des Landes wesentlichsten Antheil. Heimgekehrt, betheiligte er sich eifrig an den Studien und dichterischen Uebungen der Hochschule; mit Alcuin verband ihn warme Freundschaft, von welcher mehrere Briefe Alcuin’s an ihn zeugen. Zugleich blieb er in Staatsgeschäften thätig, und übernahm dreimal wichtige Gesandtschaften an den Papst. Zuerst 790 wird A. Abt von Centula, später Saint-Riquier, in der Picardie genannt. Dieses Kloster hat er, durch den König unterstützt, in glänzendster Weise mit Hülfe königlicher Baumeister ganz neu erbauen lassen und prachtvoll ausgeschmückt, namentlich auch die Bibliothek mit 200 Büchern vermehrt. [460] Im J. 800 hatte er die Freude, seinen königlichen Herrn als Gast hier zu empfangen. Uebrigens aber hinderte ihn nach der Sitte der Zeit die Würde als Abt nicht, auch ferner am Hofe zu leben, wo er der glückliche Liebhaber von Karls Tochter Bertha war. Denn Karl, welcher sich nicht entschließen konnte, seine Töchter zu verheirathen, gestattete ihnen dafür um so größere Freiheit. A. selbst schildert uns in einem schönen Gedichte, einem Gruß aus der Ferne, die königliche Pfalz und deren Bewohner, dann auch sein nahe gelegenes Haus mit dem Garten, worin seine Knaben spielen. Diese sind Harnid und Nithard, der Historiker, welcher seine Herkunft von der Bertha selbst berichtet hat. Höchst wahrscheinlich ist es dieses Verhältniß, welches zu der unhistorischen Sage von Eginhard und Emma Anlaß gegeben hat.

In einem anderen Gedicht schilderte A., als er 796 nach Italien eilend, dem jungen König Pippin, dem Sieger über die Avaren, begegnete, die Freude des Wiedersehens, die ungeduldige Erwartung am Hofe, und vorausschauend die zärtliche Begrüßung des jungen Helden im Kreise der Seinen.

Viel Aehnlichkeit mit diesen Gedichten zeigt das bedeutende Bruchstück eines Epos über Karls Geschichte, die ersten 356 Verse des dritten Buches. Nach einer Lobrede auf den großen König werden hier die Bauten zu Aachen beschrieben, eine große Jagd, bei welcher mit Vorliebe die Töchter Karls geschildert werden, endlich die Zusammenkunft des Königs mit dem aus Rom flüchtenden Papst Leo. Daß auch dieses Gedicht A. zuzuschreiben sei, wird dadurch wahrscheinlich, daß er im Hofkreise den Dichternamen Homer führte, und also wahrscheinlich mit einem Epos beschäftigt war, welches vermuthlich unvollendet geblieben ist.

Die gedruckten Gedichte Angilbert’s hat Migne im 99. Bande seiner Patrologia gesammelt. Vgl. Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen, 3. Aufl. I. 131–137. II. 373. § 7.