ADB:Aegidius, Petrus
Erasmus wegen seiner Rechtschaffenheit und Mildthätigkeit gerühmt. – Von Aegidius’ Lebensverhältnissen ist Weniges bekannt. Seit 1510 war er Stadtschreiber von Antwerpen. Bereits 1516 lebte er in glücklicher Ehe, die mit Kindern gesegnet wurde. Seine Gesundheit wird von Erasmus als durch übermäßiges Studium angegriffen geschildert. – Seine hohe Bildung und seine Bedeutung als Förderer des Humanismus werden bekundet durch die ehrenvolle Erwähnung, welche ihm von Seiten der Besten seiner Zeit vielfach zu Theil wird, und noch mehr durch die innige Freundschaft, die ihn mit einem Morus und einem Erasmus verband. Ersterer besuchte ihn, von Erasmus empfohlen, in Antwerpen, als er sich in Staatsgeschäften in Belgien aufhielt (1515); im folgenden Jahre widmete er ihm seine „Utopia“, worin er den jüngeren Freund, dessen Bescheidenheit, Treue, gesunden Witz, Gelehrsamkeit und elegante Sprache er nicht genug preisen kann, als Einführer seines Reisenden auftreten läßt. – Bereits 1503 stand A. in [126] Briefwechsel mit Erasmus. Das intime Verhältniß dauerte fort: Erasmus wohnte zeitweise im Gillis’schen Hause, so in den ersten Monaten von 1517; er verfaßte für A., den er seinen Achates und seinen Pylades nannte, ein Hochzeitsgedicht; gemeinsame Freunde vergleichen wol Beide mit Castor und Pollux. – Mit vielen anderen ausgezeichneten Männern verkehrte A. auf freundschaftlichem Fuße; so mit Vives, Hieron. Busleyden, Martin Dorp, Joh. van de Poel, Beatus Rhenanus, Jod. Badius, Dirk Martens. Mit Letzterem wirkte er bei mehreren Ausgaben gelehrter Werke, als Revisor des Textes, als Verfasser von Einleitungen und Zueignungen in Versen und in Prosa, von Epigrammen etc. – So sehen wir ihn thätig bei der Martens’schen Ausgabe der Briefe Politian’s (Antwerpen 1510), beim Aesop (Löwen 1513), bei der „Utopia“ (1517). Auch zwei Sammlungen Erasmischer Briefe hat er besorgt, die erste 1516, die zweite behufs Verbesserung eines groben Druckfehlers in einem Briefe von Budäus 1517. – Um die römischrechtliche Quellenkunde hat sich A. verdient gemacht durch die Herausgabe (nach dem Pariser Codex 4496?) des seither als „Epitome Aegidii“ bezeichneten Auszugs aus dem alaricianischen Breviar. Das von Anfang an seltene Buch ist, wie die „Topica“ Everardi’s, dem Kanzler Le Sauvaige gewidmet, und bei Martens zu Löwen (nicht zu Antwerpen) gedruckt 1517, also acht Jahre bevor Bouchard die westgothischen Gaius und Paulus herausgab. – Eine Threnodie von A. auf Maximilians Tod, nebst Widmung an den Antwerpener Advocaten Jacob Tutor und verschiedenen Grabschriften (1519) ist in Augsburg gedruckt worden und abgedruckt im II. Theile von Freher’s Rer. Germ. Script. – Im folgenden Jahre verfaßte der gelehrte Stadtschreiber die Argumente zu dreizehn Schauspielen und Bildern, welche die Stadt Antwerpen zu Ehren Karls V. veranstaltete (Antwerpen, Hillen 1520). Noch verfaßte er ein „Enchiridium principis ac magistri christiani“. Mehrere Briefe des A. sind theils bei Erasmus, theils am Eingange verschiedener Bücher zu finden. – Vgl. zu den die Hauptquelle bildenden Briefen: Britz, in den Mémoires couronnés de l’Acad. roy. de Belgique und ders. im Messager des sciences et des arts 1864; ferner van Iseghem, Biogr. de Thierry Martens, 1852–66.
Aegidius: M. Petrus A. (Gillis) niederländischer Gelehrter und Humanist, geb. zu Antwerpen 1486, † 1533. Er war aus angesehener und wohlhabender Familie; sein Vater, Nikolaus Gillis, der 1518 achtzig Jahre alt starb, war städtischer Beamter und wird von