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ADB:Achard, Franz Karl

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Artikel „Achard, Franz Karl“ von Alphons Oppenheim in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 27–28, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Achard,_Franz_Karl&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 19:08 Uhr UTC)
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Achard: Franz Karl A., Chemiker, berühmt als Begründer der fabrikmäßigen Gewinnung von Zucker aus Runkelrüben, Sohn des Genfer Mathematikers François A., der als Oberjustizrath und Mitglied der Akademie in Berlin lebte, wurde daselbst am 28. April 1753 geboren, † auf Cunern den 20. April 1821. Schon mit 20 Jahren begann er seine schriftstellerische Thätigkeit (vgl. Meusel, G. T.), welche eine große Anzahl von Aufsätzen besonders in den Memoiren der Berliner Akademie geliefert hat, deren physikalische Classe ihn 1782 zu ihrem Director erwählte. Er behandelte höchst verschiedenartige Gegenstände, Elektricität, Verdunstungskälte, Adhäsion, Meteorologie, aber auch die Natur der fixen Luft, des Sauerstoffs, die Eigenschaften der Legirungen, die Zusammensetzung der Edelsteine etc. Die Bedeutung dieser Arbeiten steht hinter den praktischen Leistungen Achard’s zurück. Wenige Jahre nach Chappe’s Erfindung des optischen Telegraphen construirte er einen solchen zwischen Spandau und Bellevue, der auf Pontonwagen beweglich und leicht aufstellbar war und verfaßte ein telegraphisches Lexikon in deutscher und französischer Sprache. Daß Chappe bereits 1792 der französischen Nationalversammlung die Beschreibung seiner Maschine einreichte und 1793 den Auftrag zur Errichtung der ersten Linie erhielt, während Achard’s Arbeiten aus dem Jahre 1794 datiren, ist für die Prioritätsansprüche des Ersteren, deren Verkennung vermuthlich ihn 1805 zum Selbstmord trieb, entscheidend. – Um so unbestreitbarer sind die Verdienste Achard’s um die Zuckerindustrie. Auf seinem Gute Caulsdorff bei Berlin baute er seit 1789 verschiedene zuckerhaltige Pflanzen, besonders auch Runkelrüben, deren Zuckergehalt Marggraf 1747 entdeckt hatte. Wegen ihrer Ausgiebigkeit und der verhältnißmäßigen Leichtigkeit ihrer Verarbeitung zog A. sie den übrigen einheimischen Gewächsen vor. Das zweite Jahr seiner Versuche gab [28] ihm eine geringere Ausbeute an Zucker als das erste und führte so zu entscheidenden Untersuchungen über Rübenspecies und Einfluß des Düngers. Brand seiner Gebäude und Verkauf seines Gutes unterbrach die Arbeiten, die erst mehrere Jahre darauf, nach Ankauf des Gutes Französisch-Buchholz bei Berlin wieder aufgenommen wurden. Häufig traten der Ausführung im Großen Schwierigkeiten entgegen, die im Kleinen verborgen geblieben waren. Im J. 1796 wurde deshalb auf seinem Gute Cunern in Schlesien mit königlicher Unterstützung eine Fabrik errichtet: nach weiteren 6jährigen Mühen der Schauplatz seiner endlichen Erfolge. Die wesentlichsten Züge der betreffenden Industrie, was die Gewinnung des Zuckers und die Verwerthung der Rückstände anlangt, sind dieselben geblieben, welche A. damals festgestellt hat. Seine Methoden veröffentlichte er in verschiedenen Schriften: „Anleitung zur Bereitung des Rohzuckers aus Rüben“, Berl. 1800; „Kurze Geschichte der Beweise der Ausführbarkeit im Großen der Zuckerfabrication aus Runkelrüben“, ebenda 1800; „Anleitung zum Anbau der Runkelrüben“, Breslau 1803; „Ueber den Einfluß der Runkelrübenzuckerfabrication auf die Oeconomie“, Glogau 1805, und besonders in seinem auch biographisch werthvollen Hauptwerke: „Die Europäische Zuckerfabrication aus Runkelrüben“, neue Auflage, Leipz. 1812. Die Regierung unterwarf Achard’s Fabrication genauer Prüfung. Es wurde auf Cunern eine Lehranstalt errichte. Nathusius und Frhr. von Koppy waren Achard’s erste Schüler und errichteten auf Neuhaldensleben und auf Krain bei Strehlen größere Fabriken. Um 1802 finden sich solche in Böhmen, bald nachher in Augsburg und seit 1811 durch Unterstützung der Regierung, während zuerst eine Commission des Instituts sich zu Ungunsten der Erfindung ausgesprochen hatte, auch in Frankreich. Hier durch Geldprämien der Regierung und die Continentalsperre unterstützt gewann diese Industrie anhaltenden Aufschwung, während sie in Deutschland eine Zeit lang erlahmte und erst seit 1830 wieder zu kräftigem Leben gelangte. Daß englische Colonialzuckerfabrikanten A. im Anfang seiner Thätigkeit große Summen (bis 200,000 Thaler) boten, wenn er erklären wolle, daß ihn sein Enthusiasmus zu weit geführt und die Erfahrung im Großen das Nichtige der Versuche im Kleinen klar bewiesen hätten, erwähnt Louis Napoleon Bonaparte, aus dessen Schriften diese für die Festigkeit von Achard’s Charakter und sein Selbstvertrauen bezeichnende Angabe von Scheibler citirt wird (Zeitschr. des Vereins für Runkelrübenzuckerindustrie 1867 S. 305).