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„Ob’s wohl reicht?“

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Textdaten
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Autor:
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Titel: „Ob’s wohl reicht?“
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 29, S. 485, 488
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[485]

„Ob’s wohl reicht?“ Nach dem Oelgemälde von W. Großmann.

[488] „Ob’s wohl reicht?“ (Abbildung Seite 485.) Das ist ein braver Haushalt nach alter guter Sitte! Der Anblick eines solchen Familienbildes thut wohl und erweckt uralte liebe Erinnerungen. Bekanntlich erbte bei unsern Vorfahren ein Kleidungsstück oft vom Großvater bis auf den Enkel fort; denn — das behaupten die Großmütter noch heute — das Tuch war damals viel haltbarer, als jetzt, und die Mode beherrschte die Leute weit weniger, als in unserer Zeit, am wenigsten auf dem Lande, wohin die Trachten unseres Bildes deuten. Die Nothwendigkeit, in jedem sparsamen Haushalte an den Ausgaben für die Kleider, und namentlich die der vielzerreißenden Knaben, nach Möglichkeit zu sparen, ist natürlich auch der Gegenwart noch nicht abhanden gekommen, und Jeder, der nicht den wohlhabenden Ständen von Jugend auf angehörte, kann sich noch die Augenblicke zurückrufen, wo er da stand, wie der prächtige Junge unseres Bildes, mit dem stolzen Gefühl, „von Vaters seiner" eine neue Hose, von Vaters Rock eine neue Jacke zu bekommen. Auch das haben wir erlebt, daß die Mutter bedenklich fragte: „Ob’s auch reicht?“, und diese Bedenken gingen auch auf die Kinder über, deren Herzen ja so eng mit dem der Mutter zusammenhängen. Aber wie hellen sich alle Gesichter auf einmal auf, wenn der Zweifel schwindet, das Maß trifft und die Aussicht auf ein neues Kleidungsstück aus dem alten Gewande gesichert ist! Wir würden uns ebenso freuen, wenn ein Mädchen am Platze des Knaben stände; dieselbe Freude der Zufriedenheit würde aus dem Bilde uns entgegenleuchten. Daß er uns so lieblich in unsere Kindheit zurückführt, macht uns auch den Künstler lieb und wendet ihm unsern vollen Dank zu. Wir sind einmal wieder daheim gewesen — in unserer glücklichsten Zeit.