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„Kette“, Deutsche Elbschiffahrts-Gesellschaft, Schiffswerft Uebigau zu Dresden-Uebigau

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Textdaten
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Autor: Diverse
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Titel: „Kette“, Deutsche Elbschiffahrts-Gesellschaft, Schiffswerft Uebigau zu Dresden-Uebigau
Untertitel:
aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Kette. Deutsche Elbschiffahrts-Gesellschaft. Schiffswerft Uebigau bei Dresden.


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„Kette“, Deutsche Elbschiffahrts-Gesellschaft
Schiffswerft Uebigau zu Dresden-Uebigau.

Uebigau ist eine für die sächsische Industrie und Verkehrsentwicklung denkwürdige, historische Stätte: Im Jahre 1837 wurde hier, unter Leitung des Regierungsrates Schubert für die eben begründete Sächsische Dampfschiffahrts-Gesellschaft das erste in Deutschland erbaute und für die Elbe bestimmte Dampfschiff, die „Königin Maria“, vom Stapel gelassen. Es war ein Akt von weittragender Bedeutung, der sich damit vollzog; er stellt die Geburtsstunde des modernen Elbverkehrs dar, den Anfang der für die sächsische Industrie und für unser Transportwesen bahnbrechenden Wirksamkeit der Elb-Dampfschiffahrts-Gesellschaften. Die Werkstätte, in der dieser erste Elbdampfer erbaut wurde, ging später ein. In den 70er Jahren wurde hier jedoch abermals eine kleine Schiffswerft errichtet, welche im Jahre 1877 mit etwa 40 Arbeitern von der 1869 unter der Firma „Kettenschleppschiffahrt der Ober-Elbe“ begründeten Schifffahrtsunternehmung erworben wurde.

Diese Aktiengesellschaft, welche jetzt „Kette, Deutsche Elbschiffahrts-Gesellschaft“ firmiert, unterhält bekanntlich eine umfangreiche Schlepp- und Frachtschiffahrt auf der Elbe und ihren Nebenflüssen und hat den ganzen Strom, soweit er deutsch ist – von Hamburg bis zur österreichischen Grenze – mit einer Kette belegt. Ihr Schiffspark umfaßt 28 Ketten-Schleppdampfer, 12 Radschleppdampfer, 11 Raddampfer für Eilgutbeförderung, 1 Personen­-Dampfer, 5 Schraubenbugsierdampfer, 6 Dampfbarkassen, 150 Frachtschiffe, 72 Leichterschiffe und 11 Kohlenschiffe. Die Schiffswerft Uebigau nun bildet das Arsenal und die Werkstatt dieser mit so gewaltigem Betriebsmaterial ausgerüsteten Gesellschaft, und schon daraus läßt sich erkennen, wie umfänglich ihre Anlagen sein müssen. Indes die Werft beschränkt sich durchaus nicht allein auf die Lieferung des Bedarfs ihrer eigenen Firma, sondern sie arbeitet in fast noch ausgedehnterem Maße für auswärts. Aus ihren Werkstätten gehen alle in ihr Fach als Schiffswerft, Maschinenbauanstalt, Kesselschmiede, Eisen- und Metallgießerei einschlagenden Arbeiten hervor, insbesondere Dampfer in jeder Größe, Dampfbarkassen, flachgehende Flußschiffe, Schuten und Pontons.

[Ξ] Eine besondere Spezialität der Uebigauer Werft ist das von Professor Dr. Zeuner erfundene „Strahlschiff“, für welches sie das Alleinrecht der Herstellung besitzt. Nach vielen seit dreißig Jahren von den ersten Marinen gemachten Versuchen, Schiffe nach dem Systeme der hydraulischen Reaktion zu treiben, ist dieses Strahlschiff das erste der Art, welches wirklichen Erfolg hatte und in seinen Leistungen die Schraube noch übertrifft. Das System eignet sich für Schiffe von sehr geringer Tauchtiefe ebenso wie für Seeschiffe und besonders für Schiffe, von welchen große Geschwindigkeit gefordert wird. Das erste nach dem Systeme gebaute Schiff „Sachsen“ wurde für die Königliche Wasserbau-Direktion in Dresden geliefert.

Ferner werden gebaut Dampfmaschinen und Dampfkessel für Schiffs- und Landanlagen, sowie unter anderem Pumpwerke, Rührwerke, Krähne, genietete und geschweißte Blechgefäße jeder Art, eiserne Seetonnen; dann alle Ausrüstungsgegenstände für Schiffe, besonders auch Hand- und Dampfwinden, Dampfsteuer, Dampfspille, Anker, Ketten u. dergl., sowie Eisen- und Metallguß.

Eine besondere Einrichtung, und zwar die einzige der Art in Deutschland, ist die mit elektrischem Betriebe ausgerüstete Versuchsstelle zum Messen der Widerstände der Schiffe gegen die Fortbewegung im unbegrenzten oder, wie im Fluß oder Kanäle, verschieden begrenzten Wasser. Es werden hier im Auftrage des Königlich Preußischen Arbeitsministeriums umfangreiche Versuche ausgeführt.

Das Areal des Etablissements umfaßt einen Flächenraum von 59 600 qm, von denen 10 500 qm von den Werkstätten, den Lager- und Verwaltungsräumen in Anspruch genommen werden. Die Zahl der Arbeiter, die in Schiffszimmerleute, Eisenschiffbauer, Stellmacher, Tischler, Maler, Maschinenbauer, Schmiede und Kesselschmiede, Klempner, Gießer und Former zerfallen, ist zur Zeit 500. Vier Dampfkessel von insgesamt 145 qm Heizfläche speisen 3 Dampfmaschinen von zusammen ca. 200 Pferdekräften, welche die verschiedenen Betriebsmaschinen und die Wasserleitung in Thätigkeit erhalten. Die Werkstätten selbst sind geräumig, nach den neuesten Erfahrungen eingerichtet und mit vorzüglichen Werkzeugen reichlich ausgestattet. An Rohmaterial verarbeitet die Uebigauer Werft Stabeisen und Bleche, sowie kieferne und eichene Hölzer. Dasselbe wird zum großen Teile aus Schlesien, jedoch auch aus Sachsen und Böhmen bezogen. Auch Westfalen liefert Eisen, Bleche und Kleineisenzeug, Schottland Schiffs- und Kesselbleche, während zum Ausbau der Schiffskajüten und zu den Schiffsdecks größtenteils feinere überseeische Hölzer Verwendung finden.

Der jährliche Umsatz des Etablissements betrug bisher 1–1½ Million Mark. Haupt­-Absatzgebiet ist das deutsche Reich, insbesondere das Stromgebiet der Elbe, in zweiter Linie auch das Ausland, besonders Rußland, Südamerika, Australien und Deutsch-Afrika.