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„Heute Herr von Freiburg und nimmermehr!“

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Textdaten
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Autor: Heinrich Schreiber
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Titel: „Heute Herr von Freiburg und nimmermehr!“
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 377–379
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
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[377]
„Heute Herr von Freiburg und nimmermehr!“

Schon im Anfange des Jahres 1366 hatte Graf Egon umsonst versucht, verrätherischer Weise in die Stadt Freiburg einzudringen. Es war Maria Verkündigung um Mitternacht, als er, wie die Chronik sagt, hauptsächlich von seiner Mutter Frau Anna von Signau, auch Herrn Mathias von Signau und Herrn Trautmann, seinem Vogte, aufgefordert, und durch Verräther unterstützt, mit Vielen des Adels zur Stadt heranschlich. Glücklicherweise aber hatte diese zuvor von dem Anschlage Nachricht erhalten, und der Graf mußte sich in seinen Erwartungen völlig getäuscht und beschämt zurückziehen.

Eine handschriftliche Chronik erzählt den ganzen Vorfall einfach, und darum nicht unwahrscheinlich, folgendermaßen:

„Es kam damals ein armer Mann um Mitternacht gen [378] Freiburg und klopfte freventlich an; da redete der Bürgermeister mit ihm, was er wolle? er wisse doch, daß ihm die Stadt verboten wäre. Jener antwortete, es wäre darum, daß er die frommen Herren von Freiburg warne, denn ihr Leib und Gut wäre verrathen und verkauft auf diese Nacht. Und bat den Bürgermeister, daß er ihn hereinlassen möge, er wolle ihm dann Alles entdecken. Da nahm ihn der Bürgermeister gefangen und meinte, er gehe nicht mit rechten Dingen um; aber der arme Mann sagte ihm sicheren Grund. Kommt mit mir zu St. Johannes-Thor, da sitzt Einer unter einer Weide und hat die Schlüssel zum Thor, und wenn man ihm das Wahrzeichen gibt, so öffnet er: so ist auch die Brücke bei dem obern Thor mit Dung belegt und steht ein Wagen darauf, dieselbe soll auch von den Feinden gebraucht werden. – Da sie nun an die Orte kamen und die Sachen fanden, wie er gesagt hatte, ließ der Bürgermeister an die Glocke schlagen, sammelte die Gemeinde auf dem Kirchhofe, besetzte die Thore und die Straßen außerhalb zu dem Schloß, und redete den Bürgern zu, sich ihres Leides und Gutes tapfer zu schirmen. Das geschah zwischen zwölf und ein Uhr in der Nacht. Da war indessen Graf Egon mit den Seinigen so nahe zur Stadt gekommen, daß sie die Glocke hörten; dadurch aufmerksam gemacht, frug er, „was dieß für ein Geläute wäre?“ Ihm erwiederte man: „es ist die Wartglocke;“ als er aber aufmerksamer hörte und das Geläute erkannte, rief er entsetzt aus: „O weh, heute Herr zu Freiburg und nimmermehr!“ Nichts desto weniger rückten sie fort mit dem Zuge gegen die Stadt; aber da sie merkten, daß sie ihren Willen nicht ausführen konnten und auch in das Schloß nicht kommen mochten, kehrten sie wieder von dannen und verbrannten den Mönchshof, der zu dieser Zeit mit vier Priestern von Thennenbach besetzt war, und gleich vor dem Mönchsthore lag.“[1]

Die Sage erweitert diese Erzählung noch dadurch, daß sie beifügt, der Anzeiger hätte die Verräther und den Grafen in der Schenke zu Lehen, wo er unbemerkt hinter dem Ofen gelegen, belauscht; auch sei der Thurmwächter mit in den Verrath [379] verflochten gewesen, indem er den Auftrag gehabt habe, durch eine Fackel den verschiedenen Abtheilungen ein gleichzeitiges Angriffszeichen zu geben. Deßwegen dürfe seither weder Feuer noch Licht auf dem Thurme mehr unterhalten werden. Ohne in diese gerade nicht wesentlichen Zusätze weiter eingehen zu wollen, genügt es wohl, noch nachträglich zu bemerken, daß seit dieser Zeit lange Jahre hindurch, immer aus dem Münsterthurme zur Mitternachtzeit das sogenannte Gräuselhorn geblasen wurde. Von diesem Augenblicke an wurde auch die Erbitterung immer heftiger, die Burger fingen an, dem Grafen die Burg aus drei Lagern zu beschießen; vom Graben bei Allerheiligen[2] vor dem Diebsthore, von dem Münsterplatze bei dem Ritter und von der Oberlinde bei den Augustinern. Schon Mitte Mai’s war das Schloß in Schutt verwandelt, „die schönste Veste,“ fügt Tschudi (I. Thl. S. 464) bei, die im teutschen Lande war. Siegestrunken zogen nun die Bürger hinaus vor das Schloß zum Wiger oder Weiher,[3] und gewannen auch dieses.

Dr. Heinrich Schreiber.

  1. Jetzt steht eine Cichorienfabrik an jener Stelle, die aber auch noch häufig im gemeinen Leben den Namen des Thennenbacher Hofes fortführt.
  2. Hier ist das alte Kloster dieses Namens gemeint, das in der Neuenburg oder Johannitter-Vorstadt in der Nähe des heutigen Christophs-Thores stand, und zugleich mit dieser Vorstadt zerstört wurde; das spätere Kloster Allerheiligen wurde bekanntlich in die sogenannte Pfaffengasse verlegt, und ist nun zur evangelischen Stadtpfarrkirche umgewandelt.
  3. Bei Emmendingen; es gehörte einem Zweige der Familie Schnewlin, der von ihm seinen Namen führte, Schnewlin zu Wiger.