Zum Inhalt springen

Über das Schreiben No. 4. der Miscellaneen im 6ten Hefte des II. Bandes

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Anonym
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Über das Schreiben No. 4. der Miscellaneen im 6ten Hefte des II. Bandes
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 3, S. 248–251
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1791
Verlag: Raw
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Nürnberg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld, Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


|
IX.

Das Aushängen der Ablaßtafeln an den Kirchen der Capuciner und Franciscaner ausser der Residenz-Stadt Wirzburg, ist noch nicht ganz am Ende, selbst im Fürstenthum Wirzburg.

 Das Terminiren der Mendicanten ist den gut denkenden Katholiken, nicht sowohl um der Gabe willen, die selbe jenen reichen, und oft – reichen müssen –; als vielmehr um der falschen Religionsbegriffe willen, welche die Mendicanten großentheils bey dem gemeinen und Landvolke zu erhalten suchen, Aergerniß. Noch immer theilen sie Amuleten, Lukaszettelchen, Hexenrauch etc. aus, preisen jeden Kirchenpatron oder Patronin, über den göttlichen Erlöser zum Fürbitter an, und empfehlen Bruderschaftsgebete als Mittel gegen die ewige| Verdammniß. Freylich nicht alle Mendicanten denken und handeln so, aber es sind doch noch einige solche: denn welche Subjecte werden um Terminiren bestimmt, wenn nicht hie und da geistliche Kabale auch einen rechtschaffenen Mann dazu verdammt? Aber leider dürfen Leute von der letzten Art nicht so lange auf einem Platze aushalten, daß sie das alte Böse wieder gut machen können.

 Das Personale der Mendicanten und Hospitien soll sich, nach der Aussage eines ihrer Freunde und Gönner, auf mehr als 400 Köpfe belaufen.

 Daß die Capuciner oft so viel geräuchertes Fleisch terminiren, daß der Bruder Meister solches eher verderben ließ, als er es den Armen zum Genuß gäbe, ist falsch: denn die Capuciner theilen von ihrem Ueberfluß dieser Art dem terminlosen Convent, in Wirzburg z.. B. mit; oder der Bruder Meister (der Koch und Oekonom jedes Klosters) machet mit einem guten Freunde des Ordens einen Tausch mit dergleichen Ueberfluß gegen etwas anderes nützliches, ob allezeit für das Convent, oder auch nur für sich und den Bruder Pförtner, mit dem er die ganze Oekonomie dirigirt,| läßt sich so genau nicht bestimmen; denn daß diese zwey Herren von dem Ueberfluß des Allmosens sich manche Bequemlichkeit oder Näscherey verschaffen, wollten selbst andere und zwar Priester des nämlichen Ordens schon öfters bemerket haben. Uebrigens ist die angeführte zum Theil verdorbene Fleisch-Sammlung und dessen Hinauswertung in einem Franciscanerkloster geschehen: wo, will ich nicht sagen, da einige solches im Mayn schwimmen gesehen haben wollten, und zwar unter andern ober Wirzburg. Man kann also nicht sagen: ob es schwarze oder braune Franciscaner waren, oder beyde. Die Geschichte ist indessen so alt noch nicht – und wahr. Wollte der Himmel, das Terminiren hörte auf, dann würden diese Orden gewiß dem Staate nützlicher, und dem Volke ehrerbietiger werden können. Aber wie soll man das anfangen? Wenn man den Leuten deutlich erklärte, was ihre jährlichen Gaben an Geld betragen, so würde man sie gewiß dazu bewegen können, daß sie dafür lieber ein Simplum an Geld gäben. Dieses würde, mit einiger Zulage von reichen Prälaturen und Stiftern, zum Unterhalt der Mendicanten zulangen. Denn in jedem Kloster brauchte| man 3 bis 6 Köpfe weniger, die jetzt des Termins wegen gehalten werden. Wollte man das Chorsingen nur auf die Sonn- und Feyertage und nur auf die Sept und Non frühe und nachmittag auf Vesper und Complet einschränken, so dürfte man wieder einige weniger rechnen, und dann würde der vorgeschlagene Weg gewiß dienlich seyn; da man mit 1 Simplum an Gelde auskommen könnte, welches gewiß keinen halbvernünftigen Unterthan beunruhigen würde. Der Capuciner und Franciscaner könnte dessen ungeachtet immer betteln, weil es doch zu seinem Institut gehört, aber nur bey dem Landesfürsten, der im Namen aller seiner Unterthanen geben, und dieses Geben jährlich oder halbjährlich bekannt machen könnte. Oder, was, wie mich dünkt, noch besser wäre, man incorporire alle Mendicanten – sie sind doch nicht alle ohne Capitalien, wie Augustiner, schwarze Franciscaner, Karmeliter, Reuerer und Dominicaner – den im Fürstenthum Wirzburg liegenden Prälaturen von regulirten Chorherren, Prämonstratensern, Cisterziensern und Benedictinern. Man braucht nur einen Prälaten für jeden Orden, aber mehrere Prioren. Die Klöster bleiben ... aber zum Nutzen des Staats.