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Allgemeines Deutsches Kommersbuch:286

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Schauenburg:
Allgemeines Deutsches Kommersbuch
Seite 570, 571
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[570]           630.     Ein Lied um Mitternacht zu singen.

     Singw.: 's giebt kein schönres Leben ec.

     1. Auf den Rabenklippen bleichen Knabenrippen und der Mond
verkriecht sich duster ins Gewölk, rings im Kringel schnattern schwarze
Ringelnattern, und der Uhu naht sich mit Gebölk!

     2. Mit den Tatzen kratzen bleiche Katzenfratzen an dem Leichen=
stein, der Modergruft. Furchtbar, schrecklich, gräßlich, greulich, eklig,
häßlich tönt ihr Wehgewinsel durch die Luft!

     3. Tief im Moore brodelt´s und im Chore jodelt´s in die kohl=
pechrabenschwarze Nacht hinaus, keine Brandungslücke, keine Landungs=
brücke giebt´s in diesem Meer von Schreck und Graus!

     4. Selbst ein dummer Stänker wird ein stummer Denker, wenn
er soviel Grauses hört und schaut! Trinkt noch schnell ´nen Bittern,
sinkt zur Stell mit Zittern mit ´ner Kreidehaut ins Heidekraut.

     5. Drum, ihr tollen Zecher, hebt die vollen Becher, besser sitzt es
sich doch hier beim Wein, als auf Rabenklippen, wo die Knabenrippen
bleichen bei des Neumonds finstrem Schein!

Heinrich Seidel.


          631.     Tacitus und die alten Deutschen.

     Eigene Weise (s. K.=A. II. 46.)
     oder War einst ein jung jung Zimmergesell ec.

     1. Auf Deutschlands hohen Schulen da trinken des Gerstenweins
altdeutsche Völkerschaften |:ein Glas und immer noch eins. :|

     2. Germanen und Alamanen, der heilige Wingolf auch, Thüringer,
Sachsen, Franken, sie folgen dem heiligen Brauch.

     3. Das ist altdeutsche Sitte; in seiner Germania hat’s Tacitus
schon berichtet; hört zu, wie das geschah.

     4. An einem Sommerabend, im Schatten des heiligen Hains, da
lagen auf Bärenhäuten zu beiden Seiten des Rheins

     5. verschiedene alte Germanen, als plötzlich mit höflichem Gruß
ein Römer kam: „Meine Herren! ich heiße Tacitus.

     6. Von Ihres Volks Gebräuchen schreib ich eine Biographie,
drum komm ich, Sie zu bitten, erklären Sie mir die.“

     7. Da schwiegen die alten Deutschen und reichten ihm einen Krug,
daraus trank der edle Römer, rief bald: „Jetzt hab ich genug.“

     8. Da lachten die alten Deutschen auf beiden Ufern des Rheins
und ließen ihn spinnen und trinken ein Glas und immer noch eins.

     9. Und als er am andern Morgen sich seinen Jammer besah, da
schrieb er aus Wut und Rache in seine Germania:

     10. „Die alten Deutschen, sie wohnen auf beiden Seiten des Rheins,
sie liegen auf Bärenhäuten und trinken immer noch eins.“

Strope 1-3 von A. Kunitz, 4-9 nach W. Ruer, 1875.


[571]           632.     Der Borggraf von Nürnberg.     (IV. 20.)

     Ziemlich bewegt. Ludwig Liebe. 1891.

     1. Auf Nürnbergs ur=al=ter Fe=ste, so thut die Ge=
schich=te uns kund, da borg=te Held Friedrich aufs be=ste dem
Kai=ser Si=gismund; und pump=te der Burggraf dem
Kai=ser nicht gleich, viel bun=ter noch wä=re der Kar=te vom
Reich; und pump=te der Burg=graf dem Kai=ser nicht gleich, viel
bun=ter noch wä=re die Kar=te vom Reich.