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Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band. | |
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Und Irmengard im Kerker saß
zwei Tage ohne Speise,
so abgezehrt, so leichenblaß;
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da stieg der Junker leisetief zu ihr hinunter und lud sie schön ein,
in Lust und in Glück seine Buhlin zu seyn.
„Ich bin – sprach er – das letzte Mal
zu dir herabgestiegen,
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kann nicht des Hungers harte Qual dein trotzig Köpfchen biegen,
so magst du verderben! Ich wünsche gut Glück
erst wenn du verhungert bist, kehr’ ich zurück!“
Er rief’s erzürnt und stürmte fort,
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und schwang sich hoch zu Rosse,und zog hinaus zu Raub und Mord
mit seinem reis’gen Trosse, ·
und wie auch die Sonne sie brennen mag,
sie reiten und jagen den ganzen Tag.
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Wie freute sich Sigmunde sehr, als sie vom Vater hörte,
daß auf der Jagd der Junker wär’,
und heut nicht wiederkehrte.
Sie strebte schon längst, aus der schrecklichen Pein
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die arme gefangene Maid zu befrei’n.
Empfohlene Zitierweise:
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_053.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_053.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)