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Seite:Zerstreute Blaetter Band III 123.jpg

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seyn sollten, wenn man sie nämlich philosophisch unterschiede: denn Griechen und Römer haben auch im Reiche der Dichtung nicht alles erschöpfet. Gegentheils gehen Manche dieser Classen unter Eine Gattung zusammen und vielleicht liessen sich alle unter drei oder vier Worte, der epischen, lyrischen, dramatischen und schlechthin lehrenden Poesie begreifen. Die epische Poesie erzählt die Sage einer Handlung, einer Begebenheit oder Geschichte, es möge solche von Göttern oder Helden, von Menschen oder Thieren, von Bürgern oder Hirten vollführt seyn; und die dramatische stellt diese Handlung, sie sei traurig oder frölich, unschuldig oder lasterhaft, wirklich vor, als ob sie vor uns gehandelt würde. Die lyrische Poesie singt; es sei nun Freude oder Leid, Haß oder Liebe, Unterricht für sich oder für andre, gnug sie moduliret eine eigne Empfindung. Fällt diese Modulation weg und es bleibt blos eine mit poetischem Schmuck

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_123.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)