verschiedene: Westphälisches Magazin zur Geographie, Historie und Statistik, Band 1, Heft 1–2 Beytrag zur Charakteristik des Lippeschen, Ritbergischen und Paderbornischen Bauern | |
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des
Lippeschen, Ritbergischen und Paderbornischen
Bauern.
Prediger zu Oerlinghausen.
So thätig als im südlichen Theile von Teutschland, ist das Volk in diesen Gegenden nicht. Aber arbeitet es einmal; so beschickt es auch ungleich mehr als ienes. Es ist schwer zu rühren; ist es aber gerührt, so kann man auf die Fortdauer seiner Empfindung bauen. Es liebt den Rausch; in Schlaghändeln siegen, jagen, und schöne Pferde und starken Arm haben, ist ihm Ehre. Treu und bieder ist es im Ganzen noch. Verrathen ist ihm Schande und Stehlen die größte unverzeihlichste Sünde. Es ist verschloßen, und zur Menschenscheue sehr geneigt; theilet sich schwerlich und sehr spät mit; aber denn auch mit aller Fülle des Herzens. Seine Leidenschaften äußern sich nicht bald, aber thun sie es; so sind sie über alle Vorstellung heftig.
Zum Sektirwesen ist das Volk allgemein genommen nicht geneigt; religiöse Empfindeley wird wenigstens in einem Jahrhundert in diesen Gegenden nicht allgemein werden, und ob es wol sehr am Geistlichen hängt; so hat sich doch die Liebe zur Sektirerey nie so fest bey ihnen einnisten können, als in andern Ländern. – Es hat ein lebendiges Gefühl von Freyheit, und besteht oft mit einem unerträglichen Steifsinn auf sein Recht. Es ist, als wenn das Volk und seine Obrigkeit, eine Convention geschloßen hätten, sich beständig zu widersprechen, und unaufhörlich zu zanken.
verschiedene: Westphälisches Magazin zur Geographie, Historie und Statistik, Band 1, Heft 1–2. , 1784, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lisches_Magazin_Bd.1_H.1-2_105.gif&oldid=- (Version vom 1.8.2018)