sollte ja Mirjam als seine junge Frau bald einziehen. Am Sonntag wurde sie in der Petrikirche getauft. Vater Heinrich war ihr Pate. Dann wurde eine kleine, fröhliche Hochzeit gefeiert. Tags darauf kamen wieder Geißler in die Stadt. Sie wurden aber wenig beachtet. Wo der Schwarze Tod nicht mehr drohte, hatten die Leute keine Lust mehr zu so gründlicher Buße. Vater Heinrich, der vorüberging, schüttelte den Kopf und lächelte still. Er faßte seinen Stab fester und wanderte rüstig in den sinkenden Abend hinein. – – – –
Jahrhunderte sind vergangen. Das Hospital zum Heiligen Geist steht noch an der Spree, wenn auch in anderer Gestalt. Der alte Jude und sein Schatz sind noch nicht vergessen. In verschiedener, wunderlicher Form treten die beiden auf, denn die Sage spann und spann, bis in dem Brotschenberg ein schönes Mäntelchen von allerlei Märlein sie gesponnen hat. Die Sage umschwebt seit Jahrhunderten diesen Berg und weiß viel zu erzählen von Schätzen, welche in seinem Inneren ruhen.
Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 520. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_520.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)