Verschiedene: Wünschelruthe | |
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Text aus Jes. 1 v. 19, 20. Wollet ihr mir gehorchen, so sollt ihr des Landes Gut geniessen, weigert ihr euch aber und seid ungehorsam, so sollt ihr vom Schwerdt gefressen werden, denn der Mund des Herrn sagts. Hierauf fing er darüber einen untadelhaften, von dem besten Prediger in Absicht der Erbaulichkeit nicht zu verbessernden Vortrag an, wobey er nach Maaßgabe der damaligen in seiner Gegend herrschenden kriegerischen Umstände die Worte: des Landes Gut geniessen, imgleichen: vom Schwerdt gefressen werden, sehr erbaulich und rührend erklärte. Er beschloß seinen Vortrag mit einem eben so rührenden und inbrünstigen Gebete für den König und dessen Waffen, daß Gott dieselben mit Glück und Segen krönen wolle. Nach dem Ende des Gebets stand er vom Tische auf wie einer, der aus tiefem Schlaf erwacht und seiner selbst noch nicht mächtig ist und war dabey sehr erschöpft und kraftlos, verlangte auch etwas zu essen. Im Weggehen, sagte der erwähnte Geistliche zu ihm: Nun, das ist wahr, David, ihr habt uns itzund eine recht schöne und erbauliche Rede gebalten. – Hab ich eine schöne Rede gehalten? erwiederte er plattdeutsch, davon weiß ich nichts. – Wißt ihr denn nicht, fragte jener weiter, wovon und was ihr geredet habt? Nein! war seine Antwort, auch davon weiß ich nichts. Uebrigens war er so matt, daß er diesen Abend gar nicht mehr reden wollte, sondern, nachdem er etwas gegessen hatte, so ging er gleich fort nach der Gesindestube. Man hat an dem David bemerkt, daß er das, was er an Sonn- und Festtagen in der Kirche gehört, meist wieder in seinen Reden angebracht hat, doch in veränderter Ordnung. Er mußte bald in viele Privathäuser der Gegend kommen, um dort zu predigen.
Es fielen drei Sterne vom Himmel herab,
Sie fielen wohl auf des Königes Grab
Dem Könige starben drei Töchterlein ab.
Die eine die starb, als der Morgen anbrach,
Die dritte die starb, als der Abend anbrach.
Die erste die ward mit Rosen geschmückt,
Die andere die ward mit Nelken bestickt,
Die dritte die ward mit Nadeln gespickt.
Und gingen den grünen Weg entlang.
Da begegnet’ ihnen ein weißer Mann,
Der hatt’ des Herrn Christus seine Kleider an.
Der weiße Mann sprach: wo wollen Sie hin?
Gehn Sie, gehn Sie ein klein wenig baß zu,
Da werden Sie wohl finden die himmlische Ruh.
Und als sie kamen ein klein wenig baß zu,
Da kamen sie wohl an die himmlische Ruh.
Sankt Petrus kam, es ward aufgethan.
Die zwei die gingen in den Himmel hinein,
Die dritte ließ Sankt Petrus nicht ein.
Ach! Jesus! was hab’ ich dir zu Leide gethan
Gehn Sie, gehn Sie ein klein wenig baß zu,
Da werden Sie wohl finden die höllische Ruh.
Und als sie kam an die höllische Ruh,
Da klopfte sie so gräulich an,
Sie setzten sie auf einen glühenden Stuhl,
Sie gaben ihr einen glühenden Becher in die Hand,
Daß ihr das Blut aus Händen und Füßen sprang.
Ach Jesus! was hab ich dir zu Leide gethan,
Wann die andern sind in die Kirch gegangen,
Prangtest du mit Federn und Blumen behangen,
Wann die andern haben gebet’t und gesungen
Bist du mit den jungen Kavaliers herummer gesprungen.
Beschlossen ist’s. Gespornet, hingerissen
Von Liebeswahnsinn, ohne Rast und Zagen
Nimmt sie Klorindens Waffenzeug, beflissen
In ihr Gemach, dicht neben, sie zu tragen.
Die gingen, als sie kam; leicht kann sie’s wagen.
Auch deckt die Nacht den Raub nun zu, der Diebe
Befreundete Gefährtinn und der Liebe.
Als nun die Dunkel sie am Himmel schaute
Rief sie den Knappen schnell mit leisem Laute,
Der stets sich ihr erwies als Vielgetreuer;
Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_198.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)