Verschiedene: Wünschelruthe | |
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Wer ist der große, den, so scheints, die Gluthen
Nicht kümmern, der verdrossen, grimm, daneben
Hinliegt und unerweicht scheint von den Fluthen?
Und dieser selbe, welcher Acht gegeben,
Schrie: Todt bin ich noch, der ich war im Leben.
Könnt’ auch dem Zeus sein Schmied niemals genug, –
Von dem der zornige den Blitz erhalten,
Der mich an meinem letzten Tag erschlug, –
Arbeiten in des Aetna grauser Schachte,
Wenn sein Hilf, hilf und Lieber Meister schallten,
So wie er’s in der Schlacht von Phlegra machte,
Und schöß’ er mich mit aller seiner Kraft,
Darauf erwiederte mein Hort mit Kraft,
So stark wie er vorher noch nie gesprochen:
Kapaneus, daß des Stolzes Leidenschaft
In dir nie stirbt, dadurch ist Zeus gerochen,
Würd’ ein vollkommner Schmerz seyn für dein Pochen.
Drauf wandt, er sich zu mir mit nicht so schlimmen
Geberden: Der war einer von den Sieben
Vor Thebä; Gottverachtung, Stolz durchglimmen
Doch, wie ich zu ihm sagte, sein Verachten
Ist seiner Brust zur Strafe nur geblieben.
Dem Tode der Maria dem Geiste nach nahe verwandt ist ein herrliches Flügelbild, in der Fochemschen Sammlung, ein Kniestück, die Kreuzabnahme vorstellend, welches ehemals in der St. Liselphskirche in Köln bewahrt wurde und dort unter dem Namen Johanns von Calcar bekannt war, aber diesem Schüler und Nachahmer Titians auf keine Weise zugeschrieben werden darf. Wir bewundern auch hier die einfache Großartigkeit des Ausdrucks in Köpfen und Stellungen neben einer weisen Anwendung ausländischer Vorzüge; eine kunstreiche Gruppirung und die Bedeutsamkeit aller einzelnen Theile, ohne jenes Prunkende, womit jede auch weniger wichtige Figur, statt sich dem Ganzen gehörig unterzuordnen, sich als die Hauptperson geltend machen zu wollen scheint, wie dieses die spätere lombardische Schule aus den früheren italiänischen Meisterwerken schöpfen zu können glaubte. Indeß vermissen wir hier die wunderbar durchsichtige Luft, eine gewisse verklärte Geistigkeit der Gestalten, das Zarte, Hingehauchte in der Farbengebung und die zierliche Feinheit der Ausführung, die uns an dem Tode der Maria so sehr erfreuten, und an deren Stelle hier überall etwas mehr Massives, obgleich auch mit großer Wahrheit, getreten ist; – so daß wir das Gemälde nicht, mit dem Besitzer, demselben Meister zuschreiben möchten, wenn gleich auch einem berühmten Niederländer derselben Zeit. – Maria, in tiefem Schmerz, dem Haupte des Sohns die Rechte unterhaltend, beugt sich über die schon unten am Kreuze liegende Leiche, die auf das stützende Knie eines Mannes niedergesunken
Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_137.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)