Verschiedene: Wünschelruthe | |
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Romanze von dem weißen Kind (p. 242).
Weiße bist du, Herrin meine,
Mehr noch als der Sonnenstrahl,
Mag ich schlafen ohne Waffen,
Ohne Furcht in dieser Nacht;
Sieben unentwaffnet war,
Davon meine Haut nun schwärzer
Als die Kohl’, die ausgebrannt. –
Schlaft die Nacht, o Herre! schlafet
Denn der Graf ist ausgezogen
Auf Leon’s Gebirg zur Jagd;
Tödte Wuth ihm seine Hunde,
Tödten Adler seinen Falk,
Schleif’ sein Rappe ihn hinab! –
Während beid’ sich so befanden,
Kehrte wieder ihr Gemahl:
Sag’, was machst du, Kind so weißes,
Herr, ich kämme meine Haare,
Kämme sie in großer Qual,
Ließt mich doch mir ganz alleine,
Auf die Berg’ für Euch ihr fahrt. –
War nichts Anders als Verrath,
Wessen ist das Roß dort unten,
Dessen Wiehern ich vernahm? –
Herr, es hörte meinem Vater,
Wessen sind denn jene Waffen,
Welche stehn in Hauses Gang? –
Herr sie hörten meinem Bruder,
Schickt sie Euch am heut’gen Tag –
Welche ich von hier gewahr’? –
Nehmt sie, Graf, die Lanze nehmet,
Ihr durch sie mich sterben laßt,
Denn ich diesen Tod verdiene
Romanze vom Grafen Arnaldos und dem Seemann (p. 244).
Wer erfuhr solch Abentheuer
Auf des Meeres Wellenschlag,
Als erfuhr der Graf Arnaldos
Morgens früh an Sankt Johann?
Ging er jagen eine Jagd,
Sah ein Ruderschiff sich nahen,
Das zu kommen sucht an’s Land,
Seegel führte es von Seiden,
Seemann, der das Schiff beherrschet,
Sagend kam er einen Sang,
Der das Meer zur Ruhe brachte,
Der die Winde schweigen macht,
Steigen macht zur Höh’ hinan,
Der die Vögel aus der Höhe
Bringt zur Ruhe auf den Mast:
Schifflein du, o Schifflein meines,
Wahr dich vor der Welt Gefahren
Auf des Meeres Wellenschlag,
Vor der Enge von Gibraltar,
Vor Almeriens flachem Sand,
Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_025.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)