Verschiedene: Wünschelruthe | |
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Was leuchtet durch die Nacht so helle
Und weckt das Haus mit heilgem Graus?
Ein Kind tritt aus des Himmels Schwelle
Und klopft an’s ird’sche Lebenshaus.
Daß es so lange harren muß?
Das Kindlein klopfet unverdrossen
Der Mutter scheint’s ein Todesgrus.
Mit Schmerz und Tod hat sie gerungen
Und unverhofft ist’s eingedrungen,
Sie sieht in ihm ihr Leben blühn.
Ja, wo ein Kind der Welt geboren,
Da scheint die Nacht wie Tag so klar,
Als finge an ein neues Jahr.
Nur Hirten kennen ganz den Segen,
Der durch Geburt die Welt erneut,
Wenn sie das Lamm zur Mutter legen,
Der Anfang lag im ew’gen Geiste,
Im Menschenwillen lag er nicht,
Und wie der Hochmuth sich erdreiste,
So bildet Kunst kein Angesicht.
Und überrascht das Mutteraug’,
Verborgne Zukunft wird entbunden
In seinem ersten Lebenshauch.
Die Mutter freut sich nun der Erde,
Und schnell vergessen ist Beschwerde
In dieser Schöpfung erstem Lob.
Es fließen ihre Wonnezähren,
Sie tritt zurück ins Paradies,
Und die Erlösung ist so süß.
Doch Keine, die nicht ist geweihet
Durch Gottes Geist, durch Engelgrus,
Erträgt, was heut Maria freuet
Was Hirten Engeln nachgesungen,
Was himmlisch ihr verkündet ist,
Daß sie von Gottes Geist durchdrungen,
Und daß ihr Kind der heilge Christ.
Das stärkste Herz in Weibesbrust,
Wenn Engel aus dem Himmel sprechen,
Dein Kind ist Gott, des Himmels Lust.
Nur eine Jungsrau kann’s ertragen,
Daß diese Weihe heilger Sagen
Jetzt ruht an ihrer keuschen Brust.
Maria selbst muß sich in Sorgen
Zerstreun beym heilgen Kind im Stall,
Sie winket still dem Hirtenschall.
Sie winkt, daß sie ihr Kind nicht wecken
Mit ihrem Jubel auf der Flur,
Sie muß das Kind im Frost zudecken,
Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_017.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)