Mahometh vber Christum sey / vnd das Christus kein Gott sey / wie droben gesagt ist / Gleich aber wie wir Christen das Alte Testament auch für Göttliche schrifft erkennen / Aber doch nu es erfüllet ist / vnd wie S. Petrus sagt / Act.15. on Gottes gnade zu schweer ist / wirds durchs Euangelion auffgehaben / das vns nicht mehr bindet.
Eben dem nach thut der Mahometh mit dem Euangelio / gibt fur / es sey auch wol recht / Aber es habe lengest ausgedienet / sey auch zu schweer zu halten / nemlich ynn den stücken / da Christus leret / das man alles verlassen sol vmb seinen willen / vnd Gott lieben aus gantzem hertzen / vnd der gleichen / Darumb habe Gott ein ander new gesetz müssen geben / das nicht so schweer sey / vnd die welt müge halten / Vnd das selbige gesetz sey / der Alkoran / Wenn aber yemand fragt / warumb er kein wunderzeichen thu / zu bestettigen solch new gesetz / spricht er / Es sey nicht not vnd vmbsonst / Denn es haben doch die leute vorhin viel wunderzeichen gehabt / da Moses gesetze vnd das Euangelion auffgieng / vnd gleubten doch nicht. Darumb müsse sein Alkoran nicht durch vergebliche wunderzeichen bestettiget werden / sondern mit dem schwerd / welchs bas nach drucket / denn die wunderzeichen / Vnd ist also auch gangen / vnd gehet noch also / das bey den Turcken / an stat der wunderzeichen / das Schwerd alle ding ausrichtet.
Widderumb ist der Bapst nicht viel frumer / vnd sihet dem Mahometh aus der massen ehnlich / denn er lobet auch mit dem munde die Euangelia vnd gantze heilige schrifft / Aber er helt / das viel stück
Martin Luther: Vom kriege widder die Türcken. , Wittenberg 1529, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_kriege_widder_die_T%C3%BCrcken0051.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)