Einst soll er auch dem Pachter auf dem Ostravorwerke bei Dresden die Schaafe in Schweine verwandelt haben, wobei selbiger – selbst wenn daselbst schon Elektoralwolle gäng und gebe gewesen wäre – nicht viel eingebüßt haben wird. Auch behauptet man, wie er – noch vor Hufelands Makrobiotik – eine Essenz, das menschliche Leben zu verlängern, besessen habe. – Richtig, denn er wurde 86 Jahre alt.
An dem Fußwege nach Mittelmühle, bei’m Städtchen Wittichenau, befindet sich ein fast wie ein Kreuz gestaltetes Holz über eine Elle hoch und eine Elle dick, in welchem früher ein Muttergottesbild gestanden. Als einst eine verderbliche Pest in der Ober-Lausitz wüthete und fast alle Einwohner von Wittichenau gestorben waren, flüchtete sich der Ueberrest hierher. Wegen des großen Durstes, der sie quälte, tranken sie aus einer nahegelegenen Pfütze, wodurch sie gesund wurden.
Am Fußwege von Wittichenau nach Dubringen hat einst ein Schloß gestanden. Wegen der Bosheit, Ungerechtigkeit und Sittenlosigkeit der Besitzer ist es versunken. Noch sieht man den Wallgraben und daneben ein Feld. Auch vernimmt der bei nächtlicher Weile vorbeieilende Wanderer nicht selten Geheul und Wehklagen und sieht Gestalten aus der Erde auftauchen und schnell wieder verschwinden.
Heinrich Gottlob Gräve: Volkssagen und volksthümliche Denkmale der Lausitz. Reichel, Bautzen 1839, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Volkssagen_und_volksthuemliche_Denkmale_der_Lausitz_094.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)