nun sein? Diese gefallen doch dem Herrn Leuchtturmwächter alle nicht …
Ich muß sagen, daß ich in meiner jetzt zwanzigjährigen Dienstzeit nur einmal einen wirklich guten, ehrlichen und motivierten Buchschluß gefunden habe. Er fand sich in einem Gedichtbüchlein „Frühlingsstimmen“ von Herrn Hugo Taubensee. Der Mann war – wie man aus dem beigehefteten Porträt sehen konnte – Postschaffner, aber auch Dichter, eine der so häufigen Verbindungen von Geschäftsmann und Romantiker. Der Verleger war nur Geschäftsmann.
Diese „Frühlingsstimmen“ klangen folgendermaßen aus:
Die gesammelten Gedichte des Verfassers gehen in Wirklichkeit noch weiter. Weil ich aber nicht in der bemittelten Lage bin, weiteres Papier und auch die Druckkosten anzuschaffen, so sehe ich mich gezwungen, die Gedichte hier abzubrechen. Ich will aber, wenn der Absatz dieses Büchleins ein entsprechender ist, die ‚Frühlingsstimmen‘ gern fortsetzen. Die Leser handeln also im eigenen Interesse, wenn sie das Buch fleißig kaufen und weiterempfehlen!“
Das heiß ich einen Schluß! Von jetzt an werde ich mich mehr den Anfängen zuwenden.
Ich sage: „Sagen Sie mal,“ sage ich, „was schreiben Sie denn jetzt so –?“
„I,“ sagt er, „wir schreiben doch heute nicht mehr“, sagt er.
„So?“ sage ich, „Sie schreiben nicht mehr? Wie kommt denn das?“
Kurt Tucholsky: Mit 5 PS. Ernst Rowohlt, Berlin 1928, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tucholsky_Mit_5_PS_220.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)