wenn wir die Sache a priori und nach der wahren Beschaffenheit ansehen, finden wir die Ursache nicht in dem Temperamente, sondern in andern äusserlichen Dingen, welche nach ihrer Analogie durch das Band der Natur mit demselben verknüpfft sind. Also gestehen wir zwar Jo. Joach. Bechero[1] gantz gerne zu, daß die warmen und trockenen Dinge sehr schwer, ja einige gantz und gar nicht verfaulen, aber was ist da anders Ursache, als weil die lufftigen Theilgen, die sich gröstentheils in denen trockenen Cörpern befinden, durch den Einfluß der Lufft, die ihnen analogisch ist, in ihrer Zusammensetzung erhalten werden, so lange sie nehmlich kein stärcker Menstruum, das die gleichartigen Theile auffhebt, admittiren können.
Eben dieses geschicht auch bey denen feuchten Cörpern, welche eben so leichte unverweset erhalten werden können. Dieses unterstehet sich so gar Garmannus nicht zu leugnen, ob er gleich keine Ursachen anführen kan, warum solches geschehe. Denn er bezeuget mit ausdrückl. Worten c. l. p. 963. „daß die Auflösung unter der Erden bey dem Schmeer und Fette nicht leichtlich statt finde.“[2] Die Exempel sind ihm nicht unbekannt. Er versichert, daß er sonst mehr als einmahl von denen Todten-Gräbern gehört, daß sie in den
Michael Ranft: Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern. Leipzig 1734, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tractat_von_dem_Kauen_und_Schmatzen_der_Todten_in_Gr%C3%A4bern_121.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)