heilige Silvinus, der heilige Folquinus, Bischoff zu Terouanne, so Anno 855. gestorben / und die H. Jungfraw Rotrudis, oder Ortrudis. Als Anno 891. die Nortmannen diese Stadt überfallen / und 12. auß ihnen deß H. Bertini Kirch plündern wolten / seyn sie alle miteinander jehling erblindet / wie P. Georgius Tholosanus lib. 33. Syntagm. J. Univers. c. 16. gegen dem ende auß Jacobi Meyeri Annal. Rerum Flandricar. schreibet. Es ist S. Omer heutigs Tags eine herrliche / wolgebaute / Volckreiche / veste / und Gräntz-Stadt gegen Franckreich / an dem Wasser Ha / oder Aa / so nahend bey Terouan seinen Ursprung hat / gegen Nord-West durch diese Stadt lauffet / und nahend Grävelingen in das Meer fället. Georg Braun im 4. Theil seines Städtbuchs / da er diese Stadt beschreibet / ist der Meynung / daß S. Omer der Alten Iccius Portus seye. Aber Philippus Cluverius meldet / daß deß Caesaris Iccius Portus heutigs tags Bononia oder Boulogne, so vorzeiten Gesorich geheissen: wie dann auch P. Bertius sagt / daß Iccius Portus Caeseris, Gessoriacum navale Ptolemei, und Bononia, eines seye. Vorgedachter Braun schreibet / daß nicht weit von der Stadt ein See lige / der immerzu fliesse / und darnach in Aa falle. Derselbige hat viel zugehörige Gründ / oder Aecker / wie kleine Insulen / und mit grünen Sträuchen besetzte Wiesen / die beweglich seyn / und sich von einem Ort zum andern ziehen lassen / wann einer ein Seil ans Gesträuch darauff bindet. Und seyen solche so groß und breit / daß Rinder darauff weyden können. Gleiches schreibet auch Ludovicus Guacciardinus, und sagt am 266. Blat der Beschreibung Niederlands / daß bey solchem sehr lustigen und grossen See / der auß lebendigen Wassern / so von allen Orten zusammen fliessen / gesamblet werde / unter andern Gebäuen / ein gar grosse und vornehme Abbtey / S. Bernhardi Ordens / lige / welche man insgemein Clermarets nenne. Anno 1487. kam der Frantzösische Obrist Cordaeus mit 400. Männern / meistens vom Adel / für die Stadt S. Omer / leinte bey Nachts Laitern an / und kam darüber hinein / welches er sich nicht unterstehen dörffen / wann er nicht viel daselbst auff seiner Seyten gehabt hätte; sagt Gerardus de Roo lib. 10. fol. 371. Aber Anno 1489. als etliche Bürger der Frantzosen Herrschung überdrüssig worden / nahm durch ihre Hülff und Beystand Herr Veit von Wolckenstein / mit seinen Tyrolischen / dem König Maximilian zum Besten / ins Niederland geschickten Völckern / die Stadt wieder ein / und weichten hernach auch die Frantzosen in aller frühe auß dem Schloß / und machten sich mit ihren Sachen davon. Anno 1638. versuchten ihre Nachkömmlinge diese veste Stadt wieder zu erobern / musten aber mit zimlichem Schaden darvon abziehen: ingleichem blocquirten sie solche An. 1644. vergebens; gieng auch ihr Anschlag Anno 47. auff dieselbe nicht an.
S. Paul / S. Pol / Polle / Fanum S. Pauli, Sampaulum. Die Haupt-Stadt der Graffschafft dieses Namens / 6. Meil von S. Omar / und 8. von Atrecht gelegen. Und ist in solcher vornehmen und alten Graffschafft / neben vielen andern Orten / auch Perne / oder Perna, ein guter Platz. Und sagt Famianus Strada dec. 2. p. 110. daß auch das Kloster Cercampus in dieser Graffschafft lige. Und solche Graffschafft ligt in dem Land Artois / oder Artesia. Der H. Petrus Luxemburgicus, zugenant Thaumaturgus, oder Faiseur des Miracles, der Wunderthätige Mann / so Anno 1387. gestorben / und zu Avignon bey den Caelestinern begraben ligt / hat zum Vatter gehabt Guidonem von Luxemburg / Graffen zu Ligne, und Roussi, etc. und zur Mutter Machtildem Castillionaeam, welche besagtem ihrem Gemahl diese Graffschafft S. Pol / oder S. Paul in Artois / und die Herrschaft Fienne zugebracht hat; wie Aubert. Miraeus in Fastis Belgicis, pag. 367. schreibet. Wer diese Graffschafft der Zeit besitze / hab ich nicht erfahren können. Finde zwar / daß es offt Streit zwischen Franckreich / und Spanien ihrentwegen geben; wie dann
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_427.jpg&oldid=- (Version vom 21.2.2024)