Rumbertum heissen. Es ist aber solcher heiliger Bischoff Rumoldus, der Statt Mecheln Patronus, welcher in der gedachten Kirchen ruhet / und Anno 775. gestorben ist. Der erste Ertzbischoff allhie ward der Cardinal Antonius Perenottus, der bey gedachtem König / und seinem Herrn Vattern / Keyser Carolo V. sehr viel golten hat. Ist ein herrliches Gebäu / sampt einem sehr hohen Thurn / wiewol solcher nicht gar vollendet ist. Man kan von demselben auff viel Stätte / Dörffer / und Felder herumb lustig sehen. Es hangen darinn grosse und kleine Glocken / die alle Stund lieblich musiciren. In der Kirchen selbsten seyn die Gewölber / Capellen / Säulen / Orgel / ein künstlicher Altar von Holtz / der Chor / und in demselben deß Ritterlichen Ordens vom güldenen Vlüß Wappen; Item das heilige Grab / auch deß Cardinals Borromaei Bildnüß / und deß Jani Bernartii Ehren-Gedächtnüß / (dabey / Fac quod velles fecisse moriturus, stehet) zu sehen. Unter den vielen Clöstern dieses Orts / wird das Franciscaner / nicht allein denselben / sondern allen im gantzen Niederland / an Schöne / Weite und Grösse / vorgezogen. Das Pitzemburgische Closter deß Teutschen Ordens; der Capucciner / Carmeliten / Cartheuser / und anderer; und unter den Nonnen Clöstern / das zu S. Clara (so groß und schön) seynd auch zu sehen. Der grosse Convent aber / oder das Closter vor S. Catharinen Thor / da man nach Antorff reiset / in welchem viel hundert Nonnen vor Jahren gewohnet / ist / weil es der Statt zu nahend / bey den Niederländischen Kriegen / gantz geschlaifft worden. Von Weltlichen Gebäuen seynd zubesichtigen / das Rahthauß / das Parlamenthauß / die Metzig / die Weberhall / und der Brunn auffm Marckt: Insonderheit aber das Zeughauß / weil solches vor Jahren sehr berühmt gewesen / und mit Verwunderung gesehen worden; jetzt aber dasselbe grösten theils leer ist / und selten mehr Stücke allda gegossen werden. Von Pallästen seyn vor andern allhie vornehm / das Keyserliche / Hochstratische / Nassauische / Egmondische / und Arenbergische; so gleichwol mehrers den Nahmen haben / als von denen / dessen sie zu seyn lauten / gebraucht werden. Es hat schöne und grosse Gärten auch in der Statt; ausser derselben aber / da man nach Löven reiset / ist ein sehr grosser / darinn Kirchenbäum in der Menge / und also nach der Ordnung gesetzt seyn / daß man seines gleichen nicht bald sehen wird. Allhie / zu Mecheln / ist das Parlament / oder der Königliche Raht / dahin die Appellationes fast auß allen Niederländischen Provintzen / so noch dem König in Spanien unterworffen / gehen / und von welchem weiter nicht kan appellirt werden; ausser / daß gleichwol die Revisio zugelassen wird. Es werden auch die Ritter deß güldenen Vlüsses hieher vor Gericht / in der ersten Instantz / geladen. Hertzog Carl von Burgund hat solches endlich allhie angeordnet Anno 1473. und sein Enigk-Sohn / Ertzhertzog Philippus I. zu Oesterreich / der hernach König in Spanien / wegen seiner Gemahlin / worden / hat Anno 1503. dasselbe reformirt / und geordnet / daß in solchem Parlament / ein Obmann / oder Praesident / 16. Räht / 2. Schreiber / und 8. Secretarii seyn solten; welches auch noch also gehalten wird. Es werden aber die Sachen in Frantzösischer Sprache verhandelt. Der Statt Rath bestehet von zwölff Personen / deren sechs Geschlechter / und sechs von der Gemeind; in welcher die Ledergerber den Vorzug / schöne Freyheiten / und unter andern / zu Jagen / und dem Waidwerck nachzustellen Macht haben / als wann sie vom Adel wären. Die Burger da insgemein werden / wegen ihrer Höff- und Freundlichkeit / de Meesters van Polijt genant. Unter den 17. Zünfften der Handwercker / seyn die Weber am berühmtesten / die vor Jahren über die drey tausend Werckstatten in- und ausser der Statt gehabt haben. Es werden noch gar zarte / und köstliche Tücher / in grosser Menge; auch sehr gute / und theure Leinwaten allda gemacht; auch allerhand Sachen gar schön gefärbet. So giesset man allhie Glocken / und anders / gar schön und künstlich. Es ist aber
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_104.jpg&oldid=- (Version vom 9.1.2024)