Brabant gehalten. Miraeus nennts in Fastis Belgicis im Jahr 1622. tenue ac vetustissimum Brabantiae opidulum, und setzet daselbst pag. 108. seqq. höchstgedachtes Käyser Carls deß Grossen VorEltern Geschlecht-Register; auß welchen Pipinus Crassus, oder Heristallus, Pfaltzgraff / Haußmeyer / und Hertzog in Austrasien / ein Vatter deß Caroli Martelli, und Anherr deß Königs Pipini gewesen / der seine Gemahlin die H. Plectrud, oder Blutraud / eine Fürstin auß Beyern / (von deren / und ihrer Tochter / der H. Noitburg / Leben / Matthaeus Raderus, de Bavariae Sanctis, vol. 2. zu lesen) verlassen / und seiner Beyschläfferin / der Alpais / angehangen ist. Sie / die H. Plectrudis / hat sich hierauff nach Cöln begeben / allda sie auch gestorben / aber noch Anno 717. im Leben gewesen ist.
Leefdalen / Leefdalia, ein vornehmes Brabantisch Dorff / ohngefehr zwo Meilen von Löven gelegen / sampt einer freyen Herrschafft / so / nach deß Guicciardini Meynung / die ältiste in Brabant ist.
Leewe / Leuwen / Leevia, oder Soutleuu, ein Stättlein in Brabant an den Lüttischen Grentzen / und ein Meil von Sentron gelegen / so vest und wol verwahret ist. Hat einen Bach / Gefan genannt / so nicht weit vom Stättlein / in den Fluß Gete fällt / wie zwar Guicciardin will. Es ist in diesem Stättlein die grosse Probstey / oder Priorat / deß Ordens S. Augustini, deren Probst einer auß den 12. Praelaten in Brabant. Es hat auch da ein Canonich-Stifft / in der sehr schönen Kirchen zu S. Lamprecht. Ausser dem Thor ist ein sehr grosser und schöner See. Und wird allhie ein so herrliches Bier gebraut / das offt an Güte einen Wein übertrifft / und deßwegen / wie Guicciardin. abermals schreibt / weit verführet wird. I. B. Gramaye nennt diesen Ort Leoniam, Leewam, und Soutleuu, und sagt / es gehöre dieses jetzt kleine / aber schöne Stättlein / unter das Thienisch / oder Tillemontische Gebieth; seye allenthalben mit Wasser umbgeben / und könne damit wann es wölle / die beyligende Aecker überschwemmen. Habe 4. grosse Thor / und ein kleines Thürlein / und etliche steinerne Brücken / so wol über den Fluß Gete / als über den Bach / so beede durch die Statt / mit grossem der Handthierenden zu Mecheln / Diest / Arschot / und Sichenen / Nutzen / lauffen. Es seyen da neun Plätz / darauf man Sachen feil habe; etliche Clöster / aber nur eine Pfarrkirche / zu S. Lenharden. Es ist allhie der Cartheuser Dionysius Richelius gebohren worden. Anno 1578. ward Levia von den Spanischen eingenommen.
Lier / Lira. Ein alte Statt in Texandria, so heutigs Tags Kempen / oder Campinia in Brabant / genannt wird / und von welchem Tessandria, oder secundum J. Rivium lib. 3. de Reb. Franc. Toxiandria, noch jetzt der Flecken Tessenderloo / an den Grentzen Kempen / und Lütticher Lands gelegen / und nach Lüttich gehörig / den Nahmen hat / wie Divaeus libr. 1. rer. Brabant. c. 9. schreibet; und im 7. Buch saget / daß Lyra 2. Meilen von Antorff / wegen deß H. Gummari Reliquien, und der Ochsenmärckte berühmt / und beym Fluß Nete gelegen seye. J. B. Gramaye meldet in Antverpiae Antiquitatibus, c. 8. daß Lier / oder Lyra, allbereit im Jahr 1212. unter die Brabantische unbemaurte Stätte seye gerechnet worden; so hernach gewachsen / und mit vielen Kirchen und Clöstern gezieret worden. Guicciardinus schreibet / daß bißweilen allhie 15. tausend auff einem Tag / ordinari aber 10. und 12. tausend stück Rindviehes / vorzeiten / seyen verkaufft worden. Und berichte man / daß vor Jahren einsmals auff die 32. Schulen allhie gewest seyen. Aubertus Miraeus in Fastis Belgicis pag. 601. sagt / daß Lier / oder Lira, seye ein veste Brabantische Statt / 3. tausend Schritt von Antorff gelegen / in welcher S. Gummarus, der Confessor, und der Lirenser Patron / begraben worden. Und lige das Dorff Emblehem / so wegen dieses H. Gummari Brunnen berühmt / ein Meilwegs von der Statt.
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_087.jpg&oldid=- (Version vom 3.1.2024)