Zum Inhalt springen

Seite:Tagebuch H C Lang 57.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


1652

bin ich Johann Philiberdt Lang in Gottes nahmen nacher Tübingen (nachdem ich mich die 2 Jahr vorhero bey Hrn. Kreyssecretario Joh. Leonh. Kreidemann als ein präceptor domesticus, weil er mir die Kost umbsonst gegeben, ufgehalten) auf die Hohe Schul gezogen, und erstlich bey Hrn. Oeconomo Jacob Weydenbach in der Burs, hienach ein weyl bey Hrn. Professore Joh. Martin Rauschern und ein weyl bey Hrn. Dr. Balthasar Philgo in die Kost gegangen, in solcher Zeit under Hrn. Joh. Geilfusen pro gradu Magisterii obtinendo de attributis Dei negativis disputirt und solche Disputation truckhen lassen, und dem Magistrat zu Yßni dedicirt. Den 23. Febr. bin ich mit Hrn. Joh. Winckhlern nach Dingenthal verreysdt zu seinem Hrn. Vatter, welcher uns frey gehalten, und sein den 28. wohl ankommen, den 3. und 6. Marty aber auf Schwäbischen Hall und nach Gaildorf uf den Jahrmarckht geritten, ingleichem den 4. Aprilis nach Stuttgardt, als ich aber über einen Steeg wollen reyten, bin ich mit selbigem gestürzdt, also daß weil ich allein war, fast nicht getrauedt, mit dem Leben aus dem Morasch zu kommen. Doch hat entlich Gott Gnad geben, daß ich noch vor abend ohn Schaden zu Scharnhausen ankommen. Dem seye Lob, Preys und Danckh darumb gesagt.

Den 23. Aprilis hab ich darauf bey Monsieur Neuwardt anfangen lehrnen auf der Lauten spilen. Gott gebe sein Gedeyen. Gib ihme monatlich 3 fl.

Den 19. Juny hat mich der Bursrector Joh. Graft schandtlich tractirt, als nun er, mein Vatter, und ich vor Senat kommen, hat der maineydig Schelm einen Ayd gethan, es seye S. V. alles erlogen, und ist mir kain anderer Bescheyd worden, als ich soll mich mit ihme vertragen, welches aber nicht geschehen, weil er viel Ausflüchten und Renckh suchen wollen, deßwegen ich den 22. darauf, abends umb 3 Uhr weg, und auf Straßburg gezogen, zu Wolfenhausen über Nacht gebliben, den 23. auf Freudenstadt, allwo ich auf der Orgel geschlagen, abends zu Oppenau glückhlich, und den 24. darauf zu Straßburg ankommen. Der Höchst gebe glückhlichen progressum in studiis, daß es vordrist zu seiner Ehr, des nächsten nuzen, der ältern freud, und meiner eygenen wohlfarth gereichen möge. Amen. Und bin ich bei Johannes Jungen, Schuhmachern daselbsten, in der Kost eingestanden, hab aber das Losamendt bey Johann Fischern, auch Schuhmachern, in der Fladergassen gegen dem Hauer über so genannt, genommen.

Den 19. July haben die Constabel daselbsten die Stuckh probirt, und alle bis auf einen gefehldt, so hiesiger Magistrat ihme für einen sonderlichen despeckt haltet und gern etwas geben thäte, daß es nicht geschehen wäre.

Den 18. Decembris hab ich, weil ich den Hrn. Johannitern bey dem Reueren gar oft musiciren helffen, mit ihnen zu nacht gegessen, welche über alle massen herrlich tractirt haben.

(Hier endet das Tagebuch.)
Empfohlene Zitierweise:
Hans Conrad Lang: Tagebuch des Hans Conrad Lang. Isny 1930, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tagebuch_H_C_Lang_57.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)