Bertio zu lesen ist. Anno 1618. hat das Schloß allhie zusampt der Kirchen / den 2. Augusti auff etlich Tonnen Goldes / nit allein an Gebäuden / sondern auch wegen andern köstlichen Sachen / Schaden durchs Fewer gelitten. Es muß diese Statt auch vor Altets schon berühmbt gewest seyn / weilen Keyser Otto der Ander im Jahr 975. allhie einen grossen Reichstag gehalten / wie in einer geschriebenen Thüringischen Chronic gemeldet wird.
Eine Churfürstl. Sächsische Statt / mit den Gerichts-Stühlen / Melssen / Stössen / im Leipzigischen Creysse / vnd von der Statt Leipzig 4. Meylen / auff der Strassen gegen Jena / vnnd Erfurt / vnd an dem Fluß Sala / gelegen / so vom Laur. Peccenstein in seinem Theatro Saxon. ein weil zu Thüringen / ein weil zu Meissen referirt wird. Vnd setzet auch solche Statt Adelarius Erichius in Tyringia Australi, oder Libonothia, oder ins Osterland: Aber Andere / so solch Osterland zu Meissen rechnen / halten / wie obgemelt / Weissenfels / vor ein Meißnische Statt. Ist weyland eine Graffschafft gewesen / deren Wappen vier rothe Streiff / oder Balcken / die Länge in den weissen Schild gezogen. Marggraff Dieterich zu Meissen hat erstlich den Titel eines Graven zu Weissenfels geführet / nach dem solche Graffschafft sein Vatter Otho Anno 1180. eingenommen / wie Petrus Albinus, in der Meißnischen Chronick tit. 15. fol. 191. sagt. Hat ein vornehmes Closter / darin Churfürsts Augusti Schwester / Fraw Sidonia / ein Braunschweigische Wittib / sich ein Zeitlang auffgehalten / vnd da gestorben ist. Das Schloß liegt hoch auff einem Berge bey der Statt / vnd ist mit allerhand Gebäwen / zur Fürstlichen Hoffhaltung / nach Notturfft versehen; allda Anfangs besagter Churfürst Augustus sein Residentz gehabt hat. Vnd sollen dieses / vnd das Altenburgische / die beste Aempter in Meissen seyn. Es schreibet Hermannus Latherus lib. 3. de Censu, cap. 19. num. 11. p. 949. dz allhie zu Weissenfels / man auff die Faulentzer / vnd Vaganten / gute Achtung gebe / vnnd scharff nachforsche. Daher man auff dem Galgen allda / so in der Höhe / bey der Wegscheide / auff der Landstrassen stehet / gemeinlich sehe / ein Büschlein Dieb / von Manns- vnd Weibespersonen / hangen. Welches noch vmbs Jahr 1617. geschehen.
Anno 1632. kam Weissenfels in der Keyserisch-Friedländischen Gewalt / nach dem solche Statt das Jahr zuvor von den Tillischen gantz außgeplündert worden. Anno 1639. hatten / von den Schwedischen / die ChurSächs. Weissenfels wider bekommen / nach dem sie zuvor den 14. 24. Aprilis / etwas darvor eingebüst / vnnd die Schwedischen auß dem Schloß starck auff sie gespielet / daß darüber die Vorstatt / vnd meiste Häuser vmbs Schloß / abgebronnen. Aber nach ihrem / der Sächsischen / wider Abzug / haben die Schwedischen diesen Orth freywillig verlassen / vnnd seynd eylends zu ihrer Haupt-Armee in Böheimb gangen.
Aber Anno 1640. kamen die Königsmärckisch-Schwedische wider in diese Gegend / vnd muste die Statt ihnen zwey tausendt Thaler geben. Das Schloß hielte sich / welches folgents im Christmonat dieses Jahrs / die Schwedischen vergebens zu ersteigen versucht haben. Hernach im Jahr 1642. bey Vbergab der Statt / vnd Schlosses Leipzig / ward / im Accord / auch die Statt / vnnd Schloß Weissenfels begriffen; so dem Schwedischen Feldmarschallen Torstensohn haben eingeraumbt werden sollen.
Anno 1644. begaben sich die Schwedischen wider von hinnen weg / weil die Keyserischen ziemblich starck hierumb ankamen; wie sie dann auch Weissenfels außgeplündert
Matthäus Merian: Topographia Superioris Saxoniae. Frankfurt am Mayn: Eigenverlag, 1650, Seite 365. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Superioris_Saxoniae_(Merian)_365.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)