49) Wie einst das poetische Epos so ging auch die neue Prosa-Litteratur von den Niederlanden aus. Vgl. Gervinus Gesch. d. deutschen Dichtung 5. Aufl. 2. 336 f. Elisabeth, Gräfin zu Nassau und Saarbrücken, Tochter Margaretas von Widmont und Herzog Friedrichs von Lothringen, übersetzte in den Jahren 1407 und 1437 die Romane Loher und Maller und Hug Schapler, vgl. Allgem. deutsche Biographie 6, 18 f. Eleonore, des Königs Jacob I. von Schottland Tochter, seit 1448 Gemahlin des Erzherzogs Sigismund von Oesterreich, übersetzte »ihrem Gemahl zu Lieb und Wohlgefallen« den französischen Prosaroman von Pontus und Sidonia, der 1485 zuerst gedruckt wurde. Ihr widmete Heinrich Steinhöwel 1473 seine Uebersetzung des Boccaccio De praeclaris mulieribus, ihrem Manne seine Aesop-Uebersetzung. Persönliche Beziehungen Eleonorens zu Nicolaus von Wyle, die möglicherweise bestanden, sind bis jetzt nicht nachweisbar. Hiernach ist Allgemeine deutsche Biographie 6, 5 zu berichtigen. Vgl auch HKurz Deutsche Dichter und Prosaisten I, 9. Der Prosaroman, vom Adel angeregt, wandte sich anfänglich auch nur an die adligen Kreise. Der in der Anm. 1 genannte Joh. von Soest sagt ausdrücklich, dass er nur für Herren und Adel dichte. Die bürgerlichen Uebersetzer, die ohne adlige Anregung arbeiten, kommen erst mit dem 16. Jahrhundert auf. Vgl. Gervinus 4. Aufl. 2, 207. WScherer Die Anfänge des deutschen Prosaromans S. 21.
50) Ueber Nicolaus von Wyle vgl. Adelbert von Keller’s Ausgabe seiner Translationen als 57. Publication des Stuttg. Litt. Vereins 1860 und die daselbst S. 365 aufgeführte Litteratur, zu der noch hinzuzufügen ist: Heinrich Kurz Deutsche Dichter und Prosaisten, 1. Abth. S. 1 ff. Joh. Müller im Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 26 (1879), 1 ff.
51) Lessing ed. Lachmann 10, 367.
52) Translationen ed. Keller 351, 22. Das Geschlecht von Wyle begegnet im Aargau schon im 12. Jahrhundert.
53) Nicolaus von Wyle’s Vetter war Heinrich Effinger, Bürger und vom Rate zu Zürich, dem die 6. Translation — Poggio’s Tractat Ob einem alten Manne gezieme ein Weib zu nehmen 123, 1 ff. — gewidmet ist; Nicolaus verfasste sie 1463. Heinrich
Philipp Strauch: Pfalzgräfin Mechthild in ihren litterarischen Beziehungen. Tübingen: , 1883, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Strauch_-_Pfalzgr%C3%A4fin_Mechthild_043.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)