noch durch Tadel zu mindern 95). Mechthild hatte Nicolaus durch ihren Kämmerer um irgend eine Uebersetzung bitten lassen. Er sandte ihr 1461 als Dank für empfangene Gnaden eine Verdeutschung von Aeneas Silvius’ Schrift De remedio amoris, nicht ohne sich gleichzeitig bei ihr und allen Frauen, die zukünftig seine Uebersetzung lesen würden, zu entschuldigen, wenn er seiner Quelle auch Ungünstiges über das weibliche Geschlecht nacherzähle. Er hoffe, der Fürstin hoher Verstand wurde das schon billig beurtheilen. Die Frauen herabzusetzen, sei durchaus nicht seine Absicht gewesen, gäbe es ja doch auch eben so viel schlechte Männer als Frauen. Aeneas habe zudem in seiner Darstellung übertrieben, wie man denn manchen hochgelehrten Mann fände, der hundert Gulden für seine Predigt erhielte, aber nicht zweihundert nehmen würde, sollte er alles das, was er gepredigt, auch selbst befolgen 96).
Schon das folgende Jahr (1462) brachte dann, gleichfalls Mechthild gewidmet, die Uebersetzung von Euriolus und Lucretia 97), jener meisterhaft geschriebenen wenn auch schlüpfrigen Liebesnovelle, eingedenk derer ihr Verfasser Aeneas Silvius später als Pabst die oft citierten Worte ausgehen liess: »Aeneam rejicite, Pium suscipite« und die vielleicht gerade dadurch zumeist eine europäische Berühmtheit erlangt hat. Auch Nicolaus, der der Fürstin diese Lectüre »zur Kurzweil« geschickt hatte, damit ihr durch schwere Kriegsläufe betrübtes Gemüth etwas von Sorge befreit werde — Mechthilds Bruder, Pfalzgraf Friedrich, kriegte damals (Winter 1461/2) mit Karl von Baden und Ulrich von Würtemberg und drang verherend bis Stuttgart vor 98) —, hielt in seiner Zueignung ein Wort der Rechtfertigung, ähnlich wie es schon Aeneas Silvius gethan hatte, für angezeigt.
Philipp Strauch: Pfalzgräfin Mechthild in ihren litterarischen Beziehungen. Tübingen: , 1883, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Strauch_-_Pfalzgr%C3%A4fin_Mechthild_021.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)