dass er die weltlichen Bücher vor den geistlichen genannt, obwol doch letztere seinem Alter angemessener wären — er schaue aber so gerne zurück auf die vergangenen Tage —, und er »beichtet« dann, wie er sich ausdrückt, der Mechthild, auf welche Weise er sich seine Bücherschätze erworben habe. Wählerisch ist unser Ritter dabei gerade nicht zu Werke gegangen. Ihm heiligte der Zweck die Mittel. Vierzig Jahre lang hat er sammelnd die Welt durchwandert, zwischen Brabant und Ungarn umherziehend, überall Nachfrage haltend; trotz manchem Widerspruch hat er sich seine Bibliothek durch Stehlen, Rauben, Entlehnen, durch gelegentliches Finden oder durch Ankauf zusammengerafft, er hat sich manches schenken, anderes abschreiben lassen, »doch mehr die alten Bücher, der neuen acht ich nicht zu keinen Stunden«. Aber freilich auch Püterich blieben gleiche Erfahrungen an seinen eigenen Schätzen nicht erspart. Auch er hat manches ausgeliehen — auf Nimmerwiedersehn und musste sich den Witz gefallen lassen, er wolle die Bücher schon gern vergessen, wenn er nur die Säcke wiederbekäme, darin er sie in guten Treuen ausgeliehen hätte. Und auch sonst fehlte es nicht an Spott. Schälke bei Hofe wussten gelegentlich seine Neugier für ein altes Buch zu erregen, das da oder dort verborgen wäre. Voller Freude eilte er dann dahin, um sich bald zu überzeugen, das man seinen Scherz mit ihm getrieben, »Das litt ich alles«, ruft er aus, »um die Bücher der Vorzeit und hätte mir doch billigerweise bei meinem Alter erspart bleiben sollen« 45).
Aber nicht nur auf die alten Bücher fahndete unser wackerer Püterich, auch die Gräber ihrer Verfasser suchte er auf. Zwanzig Meilen weit ist er geritten, um nach manchem vergeblichen Forschen im Frauenmünster zu Eschenbach (bei
Philipp Strauch: Pfalzgräfin Mechthild in ihren litterarischen Beziehungen. Tübingen: , 1883, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Strauch_-_Pfalzgr%C3%A4fin_Mechthild_012.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)