Unterthanen; männliche Tüchtigkeit sei den würtembergischen Grafen von Alters her eigen gewesen. Lehrreich sind dann auch seine Beziehungen auf gleichzeitige Ereignisse und Verhältnisse. Seine Sagenkenntniss war nicht unbedeutend, die deutsche Litteratur des 13., 14. und 15. Jahrhunderts aber war ihm in einer Weise vertraut 29), dass wir Grund zu der Annahme haben, Hermann verdankte diese auffallende Belesenheit der Erzherzogin Mechthild, indem sie ihm die Schätze ihrer Bibliothek zugänglich machte 30).
Von der Bücherliebhaberei dieser Frau sind wir nun durch den andern der beiden genannten ritterlichen Verehrer wol unterrichtet, durch den bairischen Rat Jacob Püterich 31) von Reichertshausen. Dieser hatte durch eine bairische adlige Dame, Margareta von Parsberg 32), die einst mit Mechthild zusammen im Bade zu Kalw — es ist wol Teinach gemeint — gewesen war, so viel des Lobes über sie gehört, insbesondere von ihrem Rottenburger Hofe, wie herrlich man dort sänge, welch schönen Garten sie besässe, aus dem sie den Kindern Kränze spende, wie kostbar die Geräthe seien, die zur weiblichen Handarbeit dort verwendet würden, wie Nadel, Scheere, Fingerhut — dass er, gleichfalls schon bei Jahren, an die Fürstin, die er nie gesehen, im Jahre 1462 eine grosse, 148strophige poetische Epistel, einen »Ehrenbrief« 33) richtete, der zum grössten Theile nichts als ein Geschlechter- und Bücherverzeichniss ist. So weit war es mit der Ritterdichtung gekommen, dass sie in eine Form, die der grosse, auch von Püterich warm gepriesene Wolfram von Eschenbach verwandt hatte, um uns in ihr die rührende Liebesgeschichte von Sigune und Schionatulander zu erzählen, nun trockene Geschlechts- und Bücherkataloge einzwängte! Dennoch verlohnt
Philipp Strauch: Pfalzgräfin Mechthild in ihren litterarischen Beziehungen. Tübingen: , 1883, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Strauch_-_Pfalzgr%C3%A4fin_Mechthild_008.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)