Auch Breitkopf sah auf der churfürstlichen Bibliothek zu Dresden ein französisches zu Paris gedrucktes Werk auf Papier mit dem Wasserzeichen des Ochsenkopfes.[1]
Besonders beachtenswerth ist aber die Beschreibung einer geschriebenen Urkunde auf Linnenpapier, ein Auszug aus einer Rechnung vom Jahre 1301, die G. F. Fischer (Beschreib. typ. Seltenh.) anführt.[2] Ueber die Beschaffenheit jenes Papiers sagt dieser: „Dasselbe ist dick, hat viel Leib und in demselben sieht man Streifen vom Form-Drathgewebe, der Länge und Breite nach. Als Wasserzeichen befindet sich in demselben ein Kreis, über diesem ein Stab und auf demselben ein Stern“ (Kreuz). Ein Bild, gerade wie wir in der Zeichnung Fig. 5. das Holbein’sche Papier finden, das, wie die Drathformstreifen beweisen, Linnenpapier war.[3] Der in der Fischerschen Beschreibung bezeichnete Kreis ist ein unvollständiger Ochsenkopf, den der Formenmacher, dessen Kunst, wie die damalige Papierfabrication überhaupt, noch in der Kindheit lag, nicht besser in’s Drathgebilde zu bringen wusste. Hierin liegt denn aber auch ein deutlicher Beweis, mit wie vielen Schwierigkeiten die Fabrication des Linnenpapiers damals noch zu kämpfen gehabt habe, Schwierigkeiten, welche sich besonders auf die Anfertigung des Drathformgewebes bezogen. Wir dürfen aber diese Schwierigkeiten nicht als die einzigen Hindernisse betrachten, welche einer Weiterverbreitung dieser Kunst im Wege standen, vielmehr finden wir diese in dem ängstlichen Ueberwachen des einmal aufgefundenen Geheimnisses. Lesen wir nur hierüber die Einführungsgeschichte der ersten Papiermühle in Nürnberg, wohin diese Kunst, nachdem sie beinahe ein volles Jahrhundert zuvor in Ravensburg blühte, gewandert ist, und wir werden unwillkürlich an die einzelnen Momente der ersten Geschichte der Buchdruckerkunst, an das Verhältniss zwischen Gutenberg und Fust, und zwischen diesen beiden und ihren ersten Gehülfen[4] erinnert, und an das abschreckende Verbot der Todesstrafe,
- ↑ 49) La grand Chronique de St. Denis fol. T. II. imprimé par Jean Morant, pour Ant. Gerard, Libr. MCCCCIIIIXX & XIII. (1493). Breitkopf a. a. O. Seite 125.
- ↑ 50) Manuscrits de la Biblioth. de Lyon a. a. O.
- ↑ 51) Meerman versichert, dass ihm niemals ein deutsches Manuscript auf baumwollenem Papier zugekommen sei. Breitkopf a. a. O. Seite 97.
- ↑ 52) Die durch Ulrich Stromer in Nürnberg errichtete Papiermühle im Jahre 1390 kam unter Mitwirkung von Deutschen und Italienern zu Stande. Die Italiener waren aus der ankonitischen Mark, aus der Fabrik zu Fabriano, und waren Franciscus und Markus de Marchia sammt ihrem Knecht Bartholomäus; und die Deutschen mochten sehr wahrscheinlich aus Ravensburg gewesen sein, denn um jene Zeit gab es ausser Ravensburg sonst keine Papierfabriken in Deutschland, und gerade in diese Periode fallen die Auswanderungen der Holbeine aus Ravensburg (vergl. oben Anmerk. 21–29.). Auch kommen in jener Zeit zu Ravensburg gerade die nämlichen Namen vor, wie diejenigen der Deutschen , welche bei dem Unternehmen in Nürnberg mitwirkten, wie z. B. Arnold , Thiermann, Ehrhard , Kläs etc.
Friedrich Gutermann: Die älteste Geschichte der Fabrication des Linnen-Papiers. Weigel, Leipzig 1854, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Serapeum_6_282.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)