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Seite:Serapeum 6 261.jpg

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einer treuen und fleissigen, aber auch zahlreichen[1] und muntern Bürgerschaft, vereint durch Krieg, wie durch friedliche Beschäftigung, eng verbünden, stets bereit, ihre Freiheiten, ihren Handel und ihr Gewerbe zu beschützen; gewiss eine nicht geringe Aufgabe für eine Zeit, wo nur das Recht des Stärkern (das Faustrecht) galt, wo ein grosser Theil des Adels, wo selbst Bischöfe und Aebte, gleich eifersüchtig auf den Reichthum der Reichsstädter, diesen feindlich gegenüberstanden, und wo es Ritter gab, welche das Uebergewicht ihrer Macht bis zur Ungebühr missbrauchten, andere aber, welche bis zu dem entehrenden Gewerbe des Wegelagerns[2]


  1. 10) „Viele Burger in der Stadt haben eigen Schloss und Gesäss auf dem Land in einer Summa bis 20. – (Nach einer Beschreibung des Suntheim a. a. O.) Ravensburg zählte selbst noch nach den, während der Religionsstreitigkeiten daselbst stattgefundenen Auswanderungen in die Schweiz u. s. w. zu Anfang des 30jährigen Kriegs über vierzehnhundert, und zwar meistens vermögliche Bürger, „sogar dass einige aus ihnen bis auf Ein, und anderthalb Tonnen Goldes *) in Summa Capitali versteuert haben.“ ( „Copia Relationis An Käysserlicher Mayestät von den beiden Kreiss-Aussschreibenden Fürsten Ao. 16. Octobris 1678.“) – (Archiv.) – Diese Relation erwähnt auch eine übergrosse Plünderung von Ravensburg aus der Zeit des dreissigjährigen Kriegs, wo im Jahr 1646, als 32 Regimenter Kriegsvolk allda gelegen, und nach „eilffwöchiger Plünderung den aus den Häusern zusammengebrachten Raub, auf einen Tag, mit Eilff in die (bis) Zwölfhundert Wägen weggeführt wurde" u. s. f.
    *) Anderthalb Tonnen Goldes war um jene Zeit, wo die Schätze Amerikas noch nicht entdeckt waren, bei dem grossen Mangel an baarem Gelde, ein unermesslicher Reichthum. Mit wenig Geld konnte man damals bedeutenden Länderbesitz etc. erwerben. So kaufte sich Frik Holbein, den die Urkunde den „frummen Mann“ nennt, im Jahre 1350 von (Bürgermeister) Hans Wolfegger und (Stadt-Ammann) Heinz Weber den halben Theil an dem Baurenhof zu Stellenried (Schübelhof) um Ein und zwanzig Pfund Pfenning. – Ein Pfund Pfenning war nach Ravensburger Währung gleich 1 fl. 8 ½ Xr. (Archiv.)
  2. 11) Während die Landstrassen von ritterlichen Wegelagerern unsicher gemacht wurden, trieben einige derselben auf dem Bodensee, gleich Corsaren, die Seeräuberei. Unter die von den Städtern wegen solcher Räubereien zerstörten Ritterburgen gehören vornehmlich: die Steckburg und die Wasserburg, beides Schlösser am Bodensee, dann Rammstein, Schroyburg mit dem Dorfe Schönau, Hilzingen, Randegg u. s. w. Die älteste schriftliche Einigung der oberschwäbischen Städte gegen solche Räubereien, ist die vom Jahre 1441. Sie lautet unter Anderem wie folgt: „So haben wir uns gar berathenlich, mit gemeinem Willen und guter Fürsäze: Gott dem Herren, und seiner würdigen Mutter Marien zu Lob, dem heil. römischen Reich zu Würde und zu Ehren uns selbst, und gemeinen Landen zu Nutz zu Fried, und zu Gemach, und auch darum, dass die Pilgrimme, der Kaufmann, der Landfahrer, die Kaufmannschaft (wird wahrscheinlich die Ravensburger Handelsgesellschaft gemeint sein – Anm. 14.), und alle andere ehrbare versprochene Leute, sie seien geistlich oder weltlich, dass sie sicher gewandeln und gewerben mögen,“ u. s. f. (Archiv.)
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Gutermann: Die älteste Geschichte der Fabrication des Linnen-Papiers. Weigel, Leipzig 1854, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Serapeum_6_261.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)