gesagt ist, „das Frid. Holbein sälig das Selhus daselben (Ravensburg) vormauls angesehen vnd gestifft haut.“ Zugleich wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass das zu Ravensburg an einigen Gebäuden vorkommende Holbein’sche Familienwappen[1], der schwarze Ochsenkopf auf weissem Schilde, identisch mit jenem der beiden Maler Holbein zu Basel erscheine; dass ferner Ravensburg in der Mitte des funfzehnten Jahrhunderts der Sitz eines ausgebreiteten Handels mit Papier gewesen sei, welches meistens einen Ochsenkopf zum Wasserstempel hatte und bis nach Holland und Italien ging, endlich dass ein Holbein wahrscheinlich Eigenthümer einer oder mehrerer Papiermühlen zu Ravensburg gewesen sei, und in diesem Gewerbe ein so beträchtliches Vermögen erworben habe, dass er im Stande gewesen, eine so bedeutende Stiftung zu gründen, wie das ehemalige Ravensburger Seelhaus, das nur wenige Jahre nach seiner Entstehung schon so reich war, dass es den Edlen von Dankratswyl ihre Burg, Dorf und Höfe abkaufen konnte.
Wenn mir schon viel daran gelegen war, dieser ehrenden Aufforderung sogleich zu entsprechen, so war es mir damals dennoch nicht möglich, einmal, weil um jene Zeit das städtische Archiv zu Ravensburg noch sehr in Unordnung sich befand, und dann, weil ich bald nachher anderwärts angestellt worden bin.
Als nun vor Kurzem von Seiten des Vereines für Kunst und Alterthum zu Ulm (Siehe dessen zweiten Bericht über seine Leistungen im schwäbischen Merkur vom 3. April), zugleich auch die von Herrn Professor Hassler, dem unermüdlichen Forscher altdeutscher Kunst, ausgesprochene Ansicht veröffentlicht wurde: „dass die ältesten Fabriken des Linnen-Papiers in Deutschland, dem Mutterlande so vieler wichtiger Erfindungen, und zwar in Ravensburg zu suchen seien,“ lag für mich hierin eine abermalige Aufforderung, nun einmal auch
- ↑ 3) An dem noch jetzt in Ravensburg stehenden Seelhaus, das nun in eine Brauerei verwandelt ist, sieht man heutiges Tages noch das Holbeinsche Wappen gemalt: ein schwarzer Ochsenkopf auf weissem Schilde mit einem Ring im Maul, dabei ist ein Gemälde, auf welchem kranken Personen Almosen gespendet wird, mit der Inschrift: „Als man zalt von Xsti gepurt MCCCC vnd vier ward diss Selhus angvangen vnd gestift von Fridrich Holbayn. Darnach als man zalt von Xsti gepurt MCCCCX. Do starb Fridrich Holbain / stifter diss huss vf Sant Peter vnd Paul der heil. XII. botten tag. bittet Gott für in dass er im gnädig syg Amen.“ Mit dem Wappen, welches an diesem Gebäude und an einer Kelter bei Ravensburg sich befindet, die wahrscheinlich auch ein Eigenthum der Familie Holbein war, stimmt das Siegel des Hans Holbeins, „Sohn des Frik Holbein selig“, welches einer Urkunde vom Jahr 1366 über einen gemeinschaftlichen Verkauf und Uebergabe von Gütern an das Spital in Pfullendorf angehängt ist, überein. (Anmerk. 26.)
Friedrich Gutermann: Die älteste Geschichte der Fabrication des Linnen-Papiers. Weigel, Leipzig 1854, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Serapeum_6_258.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)