– Ich bin ein Priester, deine letzte Beichte
Zu hören, dir auf deinem Todesweg
Den Frieden zu verkündigen, hab’ ich
Die sieben Weihn auf meinem Haupt empfangen,
Und diese Hostie überbring ich dir
Vom heil’gen Vater, die er selbst geweihet.
Maria.
O so muß an der Schwelle selbst des Todes
Mir noch ein himmlisch Glück bereitet seyn!
Wie ein Unsterblicher auf goldnen Wolken
Herniederfährt, wie den Apostel einst
Der Engel führte aus des Kerkers Banden –
Ihn hält kein Riegel, keines Hüters Schwerdt,
Er schreitet mächtig durch verschloßne Pforten,
Und im Gefängniß steht er glänzend da,
So überrascht mich hier der Himmelsbote,
Da jeder ird’sche Retter mich getäuscht!
– Und ihr, mein Diener einst, seid jetzt der Diener
Des höchsten Gottes, und sein heil’ger Mund!
Wie eure Knie sonst vor mir sich beugten,
So lieg ich jetzt im Staub vor euch.
(Sie sinkt vor ihm nieder.)
Melvil. (indem er das Zeichen des Kreuzes über sie macht)
Im Namen
Des Vaters und des Sohnes und des Geistes!
Friedrich Schiller: Maria Stuart. Tübingen: Cottasche Buchhandlung, 1801, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Maria_Stuart_214.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)