Entehrte meine Königin – Dann erst,
Als sie Lord Lesters schändlichen Verrath
Vernahm, das unglückselige Geschick
Des werthen Jünglings, der sich ihr geopfert,
Des alten Ritters tiefen Jammer sah,
Dem seine letzte Hoffnung starb durch sie,
Da flossen ihre Thränen, nicht das eigne Schicksal,
Der fremde Jammer preßte sie ihr ab.
Melvil.
Wo ist sie jetzt? Könnt ihr mich zu ihr bringen?
Kennedy.
Den Rest der Nacht durchwachte sie mit Beten,
Nahm von den theuren Freunden schriftlich Abschied,
Und schrieb ihr Testament mit eigner Hand.
Jetzt pflegt sie einen Augenblick der Ruh,
Der letzte Schlaf erquickt sie.
Melvil.
Wer ist bei ihr?
Kennedy.
Ihr Leibarzt Burgoyn, und ihre Frauen.
Margaretha Kurl zu den Vorigen.
Kennedy.
Was bringt ihr, Mistreß? Ist die Lady wach?
Friedrich Schiller: Maria Stuart. Tübingen: Cottasche Buchhandlung, 1801, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Maria_Stuart_200.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)