Mortimer.
An dieser Brust,
Auf diesem Liebe athmenden Munde –
Maria.
Um Gotteswillen, Sir! Laßt mich hinein gehn!
Mortimer.
Der ist ein Rasender, der nicht das Glück
Festhält in unauflöslicher Umarmung,
Wenn es ein Gott in seine Hand gegeben.
Ich will dich retten, kost’ es tausend Leben,
Ich rette dich, ich will es, doch sowahr
Gott lebt! Ich schwör’s, ich will dich auch besitzen.
Maria.
O will kein Gott, kein Engel mich beschützen!
Furchtbares Schicksal! Grimmig schleuderst du
Von einem Schreckniß mich dem andern zu.
Bin ich geboren, nur die Wuth zu wecken?
Verschwört sich Haß und Liebe, mich zu schrecken?
Mortimer.
Ja glühend, wie sie hassen, lieb’ ich dich!
Sie wollen dich enthaupten, diesen Hals,
Den blendend weißen, mit dem Beil durchschneiden.
O weihe du dem Lebensgott der Freuden,
Was du dem Hasse blutig opfern mußt.
Friedrich Schiller: Maria Stuart. Tübingen: Cottasche Buchhandlung, 1801, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Maria_Stuart_143.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)