Elisabeth.
Wie, Milords?
Wer war es denn, der eine Tiefgebeugte
Mir angekündigt? Eine Stolze find’ ich,
Vom Unglück keineswegs geschmeidigt.
Maria.
Sey’s!
Ich will mich auch noch diesem unterwerfen.
Fahr hin, ohnmächt’ger Stolz der edeln Seele!
Ich will vergessen, wer ich bin, und was
Ich litt, ich will vor ihr mich niederwerfen,
Die mich in diese Schmach herunterstieß.
(Sie wendet sich gegen die Königin.)
Der Himmel hat für euch entschieden, Schwester!
Gekrönt vom Sieg ist euer glücklich Haupt,
Die Gottheit bet’ ich an, die euch erhöhte!
(Sie fällt vor ihr nieder.)
Doch seid auch ihr nun edelmüthig, Schwester!
Laßt mich nicht schmachvoll liegen, eure Hand
Streckt aus, reicht mir die königliche Rechte,
Mich zu erheben von dem tiefen Fall.
Elisabeth (zurücktretend)
Ihr seid an eurem Platz, Lady Maria!
Und dankend preis’ ich meines Gottes Gnade,
Der nicht gewollt, daß ich zu euren Füßen
So liegen sollte, wie ihr jetzt zu meinen.
Friedrich Schiller: Maria Stuart. Tübingen: Cottasche Buchhandlung, 1801, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Maria_Stuart_127.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)