Ich sah es ja, wie sie von eurem Brief
Erschüttert war, ihr Auge schwamm in Thränen.
Nein, sie ist nicht gefühllos, hegt ihr selbst
Nur besseres Vertrauen – Darum eben
Bin ich voraus geeilt, damit ich euch
In Fassung setzen und ermahnen möchte.
Maria (seine Hand ergreifend).
Ach Talbot! Ihr war’t stets mein Freund – daß ich
In eurer milden Haft geblieben wäre!
Es ward mir hart begegnet, Schrewsbury!
Schrewsbury.
Vergeßt jetzt alles. Darauf denkt allein,
Wie ihr sie unterwürfig wollt empfangen.
Maria.
Ist Burleigh auch mit ihr, mein böser Engel?
Schrewsbury.
Niemand begleitet sie als Graf von Lester.
Maria.
Lord Lester!
Schrewsbury.
Fürchtet nichts von ihm. Nicht Er
Will euren Untergang – Sein Werk ist es,
Daß euch die Königin die Zusammenkunft
Bewilligt.
Friedrich Schiller: Maria Stuart. Tübingen: Cottasche Buchhandlung, 1801, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Maria_Stuart_124.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)