Schrewsbury.
Gebietet eurem wild empörten Blut,
Bezwingt des Herzens Bitterkeit! Es bringt
Nicht gute Frucht, wenn Haß dem Haß begegnet.
Wie sehr auch euer Innres widerstrebe,
Gehorcht der Zeit und dem Gesetz der Stunde!
Sie ist die Mächtige – demüthigt euch!
Maria.
Vor ihr! Ich kann es nimmermehr.
Schrewsbury.
Thuts dennoch!
Sprecht ehrerbietig, mit Gelassenheit!
Ruft ihre Großmuth an, trotzt nicht, jetzt nicht
Auf euer Recht, jetzo ist nicht die Stunde.
Maria.
Ach mein Verderben hab’ ich mir erfleht,
Und mir zum Fluche wird mein Flehn erhört!
Nie hätten wir uns sehen sollen, niemals!
Daraus kann nimmer, nimmer gutes kommen!
Eh mögen Feu’r und Wasser sich in Liebe
Begegnen und das Lamm den Tiger küssen –
Ich bin zu schwer verletzt – sie hat zu schwer
Beleidigt – Nie ist zwischen uns Versöhnung!
Schrewsbury.
Seht sie nur erst von Angesicht!
Friedrich Schiller: Maria Stuart. Tübingen: Cottasche Buchhandlung, 1801, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Maria_Stuart_123.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)