Graf Schrewsbury zu den Vorigen.
Maria.
Es ist nicht darum! Gott, mir ist ganz anders
Zu Muth – Ach edler Schrewsbury! Ihr kommt,
Vom Himmel mir ein Engel zugesendet!
– Ich kann sie nicht sehn! Rettet, rettet mich
Von dem verhaßten Anblick –
Schrewsbury.
Kommt zu euch, Königin! Faßt euren Muth
Zusammen. Das ist die entscheidungsvolle Stunde.
Maria.
Ich habe drauf geharret – Jahre lang
Mich drauf bereitet, alles hab’ ich mir
Gesagt und ins Gedächtniß geschrieben,
Wie ich sie rühren wollte und bewegen!
Vergessen plötzlich, ausgelöscht ist alles,
Nichts lebt in mir in diesem Augenblick,
Als meiner Leiden brennendes Gefühl.
In blut’gen Haß gewendet wider sie
Ist mir das Herz, es fliehen alle guten
Gedanken, und die Schlangenhaare schüttelnd
Umstehen mich die finstern Höllengeister.
Friedrich Schiller: Maria Stuart. Tübingen: Cottasche Buchhandlung, 1801, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Maria_Stuart_122.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)