Mortimer allein.
Geh’, falsche, gleißnerische Königin!
Wie du die Welt, so täusch’ ich dich. Recht ist’s,
Dich zu verrathen, eine gute That!
Seh’ ich aus wie ein Mörder? Lasest du
Ruchlose Fertigkeit auf meiner Stirn?
Trau nur auf meinen Arm und halte deinen
Zurück, gieb dir den frommen Heuchelschein
Der Gnade vor der Welt, indessen du
Geheim auf meine Mörderhilfe hoffst,
So werden wir zur Rettung Frist gewinnen!
Erhöhen willst du mich – zeigst mir von ferne
Bedeutend einen kostbarn Preiß – Und wärst
Du selbst der Preiß und deine Frauengunst!
Wer bist du Ärmste, und was kannst du geben?
Mich locket nicht des eiteln Ruhmes Geiz!
Bei ihr nur ist des Lebens Reiz –
Um sie, in ew’gem Freudenchore, schweben
Der Anmuth Götter und der Jugendlust,
Das Glück der Himmel ist an ihrer Brust,
Du hast nur todte Güter zu vergeben!
Das Eine höchste, was das Leben schmückt,
Wenn sich ein Herz, entzückend und entzückt,
Friedrich Schiller: Maria Stuart. Tübingen: Cottasche Buchhandlung, 1801, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Maria_Stuart_091.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)