So glücklich im Genuß des neuen Lichts,
Sich der Papistin in die Arme werfen?
Von dir, der angebeteten Monarchin,
Zu Darnleys Mörderin hinüberlaufen?
Was wollen diese ungestümen Menschen,
Die dich noch lebend mit der Erbin quälen,
Dich nicht geschwind genug vermählen können,
Um Staat und Kirche von Gefahr zu retten?
Stehst du nicht blühend da in Jugendkraft,
Welkt jene nicht mit jedem Tag zum Grabe?
Bei Gott! Du wirst, ich hoff’s, noch viele Jahre
Auf ihrem Grabe wandeln, ohne daß
Du selber sie hinabzustürzen brauchtest –
Burleigh.
Lord Lester hat nicht immer so geurtheilt.
Leicester.
Wahr ist’s, ich habe selber meine Stimme
Zu ihrem Tod gegeben im Gericht.
– Im Staatsrath sprech’ ich anders. Hier ist nicht
Die Rede von dem Recht, nur von dem Vortheil.
Ist’s jezt die Zeit, von ihr Gefahr zu fürchten,
Da Frankreich sie verläßt, ihr einz’ger Schutz,
Da du den Königssohn mit deiner Hand
Beglücken willst, die Hoffnung eines neuen
Regentenstammes diesem Lande blüht?
Friedrich Schiller: Maria Stuart. Tübingen: Cottasche Buchhandlung, 1801, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Maria_Stuart_079.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)